11. Januar 2019  |  
Hans Hooss

7 Weiterbildungstrends für 2019

Ein neues Jahr hat begonnen und die Frage steht im Raum: Was müssen wir – Betriebe, Sozialpartner, Individuuen – im Jahr 2019 anpacken? Wie entwickelt sich die Wirtschaft? Wie entwickelt sich die Technologie und ihre Verbreitung? Was verändert sich auf dem Arbeitsmarkt und in der Politik? All das beeinflusst wie Weiterbildung 2019 aussehen kann und muss. Was wird die Betriebe – und auch uns – dieses Jahr beschäftigen? Wir wagen den Blick in die Glaskugel. Hier sind unsere 7 Weiterbildungstrends für 2019.

1. Weiterbildung wird grundsätzlich wichtiger

Die Digitalisierung verliert Ihren Schrecken. Es wird klarer, wo neue Technologien tatsächlich sinnvoll einsetzbar sind. Dadurch können gezielt Projekte gestartet werden. Mehr und mehr Betriebe setzen Systeme des Internet of Things, kollaborative Roboter aber auch Algorithmen usw. im Betrieb ein. Eine Folge ist, dass wir die Mitarbeitenden auf den Umgang mit dieser neuen Technologie vorbereiten müssen. Es braucht zum einen die Vermittlung von fachlichem Wissen (Wie funktioniert ein kollaborativer Roboter?), zum anderen die Schulung in prozessorientierten Themen (Wie sieht der Fertigungsprozess in einer vernetzten Fabrik aus? Welche Rolle spielt der Mensch darin noch? (s. Trend Nr. 5). Letzteres schafft Akzeptanz und trägt so dazu bei, die Produktivität zu erhalten.

2. Weiterbildung setzt mehr auf Können als auf Wissen

Dabei wird Weiterbildung 2019 vermehrt auf die Vermittlung von Kompetenz im Sinne von Handlungsfähigkeit setzen. Es wird um Können gehen, nicht nur um reines Wissen. Ein Thema, das uns alle freilich schon lange beschäftigt. Veränderungen führen wir nur herbei, wenn wir neben dem Wissen die nötige Motivation haben und Gelerntes auch tatsächliche umsetzen. Strategien, um das zu ermöglichen werden zukünftig vermehrt genutzt. Beispielsweise wird Lernen mit Praxisphasen und Reflektionseinheiten kombiniert. Das geht digital aber auch analog, attraktiv ist die Mischung in Form von Blended Learning. Außerdem kann das Lernen direkt in den Arbeitsprozess integriert werden. Wir müssen Weiterbildung künftig noch viel mehr daran messen, ob sie im Alltag tatsächliche Veränderungen bewirkt. Und das erfordert die Vermittlung von Können, nicht nur von Wissen.

3. Weiterbildung ist stark mit Alltag verknüpft

Und wo wir nun schon dabei sind: Lernen wird alltäglicher. Es wird „normaler“ ständig zu lernen. Vor allem wird anerkannt, dass dieses Lernen im Alltag wesentlich für Innovation und Fortschritt ist. Wovon sprechen wir dabei? KollegInnen lernen voneinander und vom Vorgesetzten. Sie lernen eigenständig über interne oder externe Lernplattformen wie udemy. Im indirekten Bereich nutzen sie vielleicht sogar mal Foren oder YouTube. Besonders geeignet sind auch Arbeits- und Lernprojekte, wie sie z.B. im Projekt wap erarbeitet wurden. Natürlich erfordert diese Art zu Lernen mehr Eigeninitiative und Selbstorganisation. Unternehmen gewähren im Gegenzug zeitlichen Spielraum und Zugang zu Lernthemen und -räumen. Vielleicht macht hier und da sogar eine wöchentliche feste Experimentierzeit, wie sie Google einmal hatte, Sinn?

4. Weiterbildung wird kosteneffizienter

Natürlich ist dabei der Kostenfaktor zu beachten. Die aktuelle weltpolitische Lage könnte sich 2019 noch zuspitzen und die Wirtschaftslage negativ beeinflussen. Wir sind also einmal mehr von Unsicherheit betroffen (Stichwort VUCA). Daher werden Betriebe sich gründlich überlegen, wo sie investieren. Nun darf Weiterbildung auf keinen Fall vernachlässigt werden. Weiterbildungsbedarf muss gedeckt, Weiterentwicklung soll ermöglicht werden (Arbeitgeberattraktivität, Fachkräftebindung). Folglich gilt es, Weiterbildung so zu gestalten, dass möglichst viele Mitarbeitende kostengünstig erreicht werden. Das kann einerseits über das in den Alltag integrierte Lernen geschehen (für das der nötige Rahmen zu schaffen ist). Andererseits sind auch digitale Kanäle (Webinar, WBT, Lernplattform) vielversprechend. Sie erfordern allerdings eine entsprechende „Erstinvestititon“.

5. Weiterbildung wird vielfältiger

Ganz klar ist, dass Weiterbildung wesentlich vielfältiger wird. Methodisch wie inhaltlich. Erstens wird das Blended Learning, kombiniertes Präsenz- und Digitallernen, vermehrt genutzt. Zweitens wird sich rein digitales Lernen weiter verbreiten. Die Bereitstellung ist auch dank (kostengünstiger) mobiler Endgeräte zunehmend einfacher. Drittens wird selbstständiges Lernen on-demand (bei Bedarf) bedeutsamer. Angesichts schneller Veränderungen ist das vor allem für Wissensarbeiter gar nicht mehr anders möglich. Aber auch der Shopfloor kann profitieren: Der Mitarbeitende schaut sich z.B. bei einer Störung an, wie er sie selbst beheben kann. Das reduziert nicht nur Warte- und Stillstandszeiten. Es motiviert und schafft Wissen auf der Ebene, wo es gebraucht wird.

Auf der anderen Seite verändern sich auch die Inhalte von Weiterbildung für alle Mitarbeitergruppen. Beschäftigte müssen sich weiterhin fachlich in ihrem Gebiet auskennen, keine Frage. Daneben rückt nun die Fähigkeit zum Umgang mit (komplexen) IT-Systemen in den Mittelpunkt. Mitarbeitende, gerade auch in der Produktion, sollen mindestens Anwenderoberflächen gut nutzen können. Außerdem werden „weiche“ Kompetzen wichtiger. Sie unterscheiden uns Menschen von den Maschinen. In einem vernetzten und veränderlichen Umfeld ermöglichen sie reibungslose Kommunikation und Abläufe.

6. Weiterbildung macht fit für Veränderung

Und eben das wird auch eine Hauptaufgabe der Weiterbildung im Jahr 2019 sein: Mitarbeitende zu einem guten Umgang mit Veränderungen zu befähigen. In allen Bereichen und über alle hierarchischen Ebenen hinweg. Denn klar ist: Veränderung ist mehr die Regel als die Ausnahme. Einerseits wird es darum gehen aufzuzeigen, welche positiven Effekte und Chancen Wandel bringt (und gebracht hat). Andererseits sind solche Eigenschaften und Fähigkeiten zu fördern, die Mitarbeitende befähigen mit wiederkehrender Veränderung effektiv umzugehen. Dazu gehören Offenheit, Resilienz, Lernkompetenz und vieles mehr. Das sind dicke Bretter. Umso wichtiger, schon jetzt, 2019, damit anzufangen sie zu bohren. Dabei hilft es, andere Bereiche wie das Recruiting zu beteiligen (Offenheit als einer der „Big Five“ Persönlichkeitsfaktoren ist schwierig zu verändern. Gilt es passende Leute einzustellen?).

7. Weiterbildung wird strategisch aufgestellt

In jedem Fall kann und muss Weiterbildung in den Betrieben 2019 strategisch aufgestellt werden. Es gilt, Weiterbildung an den Unternehmenszielen und deren Entwicklung zu orientieren. Was ist das Ziel? Welche Kompetenzen brauchen wir dafür? Haben wir sie schon im Haus? Wie können wir sie entwickeln? Idealerweise passiert das zukunftsorientiert. Möglichkeiten und Anwendungsfälle dafür untersuchen und verproben wir aktuell im Projekt Prospektive Weiterbildung für Industrie 4.0.

Eine solche strategisch orientierte Weiterbildung bietet Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen. Die Betriebe haben Kompetenzen schon verfügbar, wenn sie gebraucht werden. Hau-ruck-Ansätze, die Entwicklungen nur hinterherlaufen gehören 2019 zunehmend der Vergangenheit an. Mitarbeitende wiederum profitieren von einer höheren Employability. Sie erlernen Fähigkeiten, die sie auf dem Arbeitsmarkt attraktiver machen aber auch ihr persönliches berufliches Fortkommen ermöglichen.

Viel zu tun

Natürlich ist all das subjektive Meinung. Es ist nur ein Ausschnitt aller möglichen Herausforderungen. Eine Vielzahl von weiteren Aufgaben sind (in)direkt mit alldem verbunden (Führung, Organisationsgestaltung, Unternehmenskultur – um nur ein paar zu nennen). In jedem Fall sind es Herausforderungen und Tätigkeitsfelder, die es lohnt anzugehen. An vielen der Themen arbeiten wir bereits für Sie. Wir alle gemeinsam haben 12 Monate.

Legen wir los!