Inmitten der dynamischen Veränderungen in der Arbeitswelt Baden-Württembergs stehen besonders kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) vor großen Herausforderungen. Die Auswirkungen der Digitalisierung, neuer Technologien und ständigem Wandel erfordern ein Umdenken in der Arbeitsorganisation. Die Bewältigung dieser Herausforderungen gestaltet sich für KMU allein oft schwierig, da es an zeitlichen, finanziellen und personellen Ressourcen mangelt.
Qualifizierungsverbünde zur gemeinsamen Bewältigung zukünftiger Herausforderungen
In Baden-Württemberg hat man erkannt, dass die Vernetzung von beruflicher Weiterbildung ein entscheidender Faktor zur effektiven Bewältigung dieser aktuellen Herausforderungen ist und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beitragen kann. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus fördert schon seit 2019 das Projekt „Qualifizierungsverbünde in Baden-Württemberg“ und setzt damit deutschlandweit Maßstäbe. Die Idee ist simpel, aber äußerst wirkungsvoll: Gemeinschaftliche Qualifizierung im Verbund ermöglicht es KMUs – unterstützt von Verbundmanagern – Weiterbildungsbedarfe zu identifizieren und maßgeschneiderte Programme zu organisieren. Dadurch werden die betriebsgrößenbedingten Nachteile von KMU im Bereich der beruflichen Weiterbildung gezielt abgemildert.
Besonders erfreulich ist, dass die Initiative seit 2019 nicht stehengeblieben ist. Auch noch heute trägt das Wirtschaftsministerium einen Großteil der Kosten des Projekts, während Wirtschaftsverbände und Betriebe sich ebenfalls finanziell beteiligen. Dies zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft Früchte trägt.
In einer Zeit, in der der unternehmerische Erfolg zunehmend von Kooperationen abhängt, setzen die Qualifizierungsverbände in Baden-Württemberg auf eine intensive Beratung für Unternehmen. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf dem Aufbau neuer Unternehmensverbünde, sondern auch auf der Begleitung und Beratung bestehender Verbünde. Diese treffen sich regelmäßig, um innovative Lösungsansätze zu entwickeln und kreativen Austausch zu fördern.
Die Treffen zeichnen sich durch ihre klare Fokussierung auf bestimmte Themen aus, wobei bewusst auf branchenspezifische Begrenzungen verzichtet wird. Diese themenbezogenen Zusammenkünfte verfolgen das Ziel, Unternehmen zu einem kreativen Austausch zu inspirieren. Die Treffen schaffen somit eine Plattform, auf der Unternehmen die Möglichkeit haben, über den Tellerrand hinauszuschauen und von unterschiedlichen Branchen zu lernen. Diese Vielfalt an Perspektiven ermöglicht es, Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und dabei innovative Lösungsansätze in der Qualifikation ihrer Mitarbeitenden zu entwickeln. Der kreative Austausch trägt dazu bei, dass Unternehmen nicht isoliert agieren, sondern von einem Netzwerk unterstützt werden, das Erfahrungen und Ressourcen teilt.
Ebenfalls stehen bei vielen Qualifizierungsverbünde im Land die Etablierung von Arbeitsmarktdrehscheiben, die die Vermittlung von Arbeitskräften zwischen Unternehmen erleichtern sollen, bevor. Sie haben das Ziel, eine verbesserte Verbindung zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Der genaue Umfang und die Nutzung dieser Arbeitsdrehscheiben sind gegenwärtig noch nicht vollständig einsehbar. Jedoch ist hervorzuheben, dass sie sowohl eine effizientere Nutzung von Arbeitsressourcen, als auch eine gezielte Förderung der regionalen Wirtschaft durch die gezielte Bereitstellung qualifizierter Fachkräfte für die Unternehmen in der Region darstellen können. Allgemein sollen in Zukunft die Qualifizierungsverbünde weiterentwickelt und verstetigt werden. Außerdem wird verstärkt darauf geachtet, dass die Vernetzungen und der damit verbundene Informationsaustausch zu Themen, wie beruflicher Weiterbildung und Fachkräftegewinnung, zwischen den Unternehmen sich künftig selbst tragen können. (Weitere Informationen zu den Qualifizierungsverbünden finden Sie hier: https://www.biwe.de/qualiverbuende).
Die Transformation gemeinsam gestalten
Doch nicht nur die Qualifizierungsverbünde leisten einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der Transformationsprozesse der KMU. Es gibt auch andere Netzwerke und Initiativen, die in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen. Ein Beispiel sind die Transformationsnetzwerke in Baden-Württemberg, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Zukunftsfonds Automobilindustrie gefördert werden. Diese Netzwerke sind eine Reaktion auf die Veränderungen in der Zuliefererindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Kfz-Handel und -Handwerk, die durch neue Technologien im Antriebsstrang, Digitalisierung und Automatisierung geprägt sind. Die Landesagentur e-mobil BW koordiniert diese Initiativen und unterstützt sie über die gesamte Förderphase mit Vernetzungs- und Wissensangeboten. Die Transformation in diesen Branchen erfordert eine koordinierte Anstrengung, bei der Unternehmen, Bildungseinrichtungen und staatliche Stellen zusammenarbeiten, um den Strukturwandel zu bewältigen.
Diese Netzwerke dienen nicht nur als Informationsplattformen, sondern auch als Katalysatoren für den dringend benötigten Wissensaustausch und die Stärkung unternehmerischer Verbindungen.
Die verbesserte Kommunikation zwischen den Unternehmen wird durch eine Vielzahl von Veranstaltungsformaten im Cluster ermöglicht. Diese gehen über den reinen Informationsaustausch hinaus und schaffen ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ziel ist es Unternehmen, Bildungseinrichtungen und staatliche Stellen enger miteinander zu verknüpft, wodurch der Wissensaustausch nicht nur als Mittel zum Überleben betrachtet wird, sondern ein entscheidender Faktor für Innovationen ist.
Ein weiterer zentraler Punkt in dieser Transformationsreise ist die Anpassung der Mitarbeiterkompetenzen an die neuen Anforderungen. Die Transformationsnetzwerke arbeiten hier eng mit Hochschulen, Berufsschulen und Unternehmensgremien zusammen, um maßgeschneiderte Curricula für die Qualifizierung und Weiterbildung zu entwickeln. Die Veränderungen an Fahrzeugen durch Digitalisierung und Elektrifizierung erfordern nicht nur technisches Know-how, sondern auch Soft Skills. Gezielte Bildungsangebote werden entwickelt, um die Mitarbeitenden fit für die Herausforderungen von morgen zu machen.
In Baden-Württemberg sind diese Transformationsnetzwerke ein Schlüsselelement für gezielte regionale Entwicklungsstrategien. Das TraFoNetz, eines von sechs Netzwerken in Baden-Württemberg und konzentriert sich auf den Nordschwarzwald – von Pforzheim bis Freudenstadt. In diesem Kontext fungiert die AgenturQ als Konsortialpartner des TraFoNetz und bringt ihre Fachexpertise im Bereich beruflicher Weiterbildung ein.
TraFoNetz – Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald
Die AgenturQ verfügt über ein etabliertes Netzwerk zu Bildungsträgern, Unternehmen und weiteren relevanten Institutionen in der Region. Diese strategische Kooperation ermöglicht es dem TraFoNetz, sein Ziel, Unternehmen effektiv zu vernetzen, gezielt zu verfolgen. Und für Unternehmen in der Region bietet sich die Möglichkeit, dieses Wissensnetzwerk aktiv zu nutzen.
Eine konkrete Initiative des TraFoNetzs ist der Aufbau von Communities of Practice. Durch diese geführten Netzwerktreffen sollen Unternehmen nachhaltig zusammengebracht werden, um über spezifische Themen zu informieren und den Erfahrungsaustausch zu fördern. Diese gezielte Maßnahme des TraFoNetzs tragen dazu bei, die unternehmerische Vernetzung im Nordschwarzwald zu stärken und einen nachhaltigen Wissensaustausch in Gang zu setzen.
Insgesamt zeigen die Qualifizierungsverbünde und Transformationsnetzwerke in Baden-Württemberg, dass gemeinsame Anstrengungen und die Vernetzung von Unternehmen, Bildungseinrichtungen und staatlichen Stellen entscheidend sind, um die berufliche Weiterbildung zu fördern und die Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Die Herausforderungen mögen groß sein, aber Baden-Württemberg beweist, dass die Kooperation der Schlüssel zum Erfolg ist.
Gastautorin: Veronika Glenk, Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald