Wissenswertes – 2020-2

Die Zukunft

beginnt mit

Qualifizieren


Wissenswertes und Interessantes

Veränderte Förderbedingungen für berufliche Weiterbildung

Am 28. Mai ist das Gesetz zur Förderung der beruflichen Weiterbildung im Strukturwandel und zur Weiterentwicklung der Ausbildungsförderung in Kraft getreten. Welche Anpassungen mit Blick auf die Weiterbildung wichtig sind, stellen wir Ihnen hier kurz vor.

Änderungen im Qualifizierungschancengesetz

Beim sogenannten Qualifizierungschancengesetz (§82 SGB III) wurde die Mindestdauer der Weiterbildungsmaßnahmen von 161 auf 121 Stunden gesenkt.
Alle weiteren Voraussetzungen für eine Förderung der Weiterbildung bleiben zunächst unverändert. Zum 01. Oktober 2020 treten allerdings weitere Änderungen in Kraft. Mehr Informationen erhalten Sie hierzu in unserem nächsten Newsletter oder gleich in unserem Blog. Dort finden Sie auch unsere Stellungnahme zu den Anpassungen.

Die aktuellen Förderbedingungen des Qualifizierungschancengesetzes gestalten sich wie folgt:

Weitere Änderungen im Bereich Weiterbildung

Sind Mitarbeiter/innen in Kurzarbeit und nehmen in dieser Zeit an einer Weiterbildung teil, die nach dem sogenannten Qualifizierungschancengesetz gefördert wird, werden dem Arbeitgeber auf Antrag 50 Prozent der von ihm allein zu tragenden Beiträge zur Sozialversicherung erstattet. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Weiterbildung mindestens die Hälfte der Ausfallzeit umfasst. Da die Mindestdauer förderfähiger Maßnahmen 121 Stunden beträgt, muss die Ausfallzeit mindestens 242 Stunden (2×121 Stunden) umfassen. Bei einer 35-Stunden-Woche sind das etwa sieben Wochen.

Schließlich können Arbeitnehmer/innen mit Anspruch auf Transferkurzarbeitergeld (§ 111a, SGB III) unter bestimmten Bedingungen durch die Übernahme der Weiterbildungskosten gefördert werden. Welche Bedingungen das sind, können Sie in unserem Blog nachlesen.


Betrieb von Bildungseinrichtungen wieder erlaubt

Über Wochen waren aufgrund der COVID-19 Pandemie Bildungseinrichtungen aller Art in Baden-Württemberg geschlossen. Seit dem 15. Mai dürfen berufliche Bildungseinrichtungen im Land wieder öffnen. Die Corona Verordnung Berufsbildung regelt die Voraussetzungen.

Räume:

  1. Der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Teilnehmenden muss eingehalten werden – auch in Pausen und beim Mittagsessen.
    Ist der Abstand gewährleistet, ist das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung nicht verpflichtend.
  2. Bei praktischen Unterweisungen – z. B. in Werkstätten – sind geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen.
  3. Alle Räume müssen mehrmals täglich gelüftet werden.

Hygiene:

  1. Alle Räume müssen täglich gereinigt werden.
  2. Es muss genügend Gelegenheiten und Ausstattung (Seife, Einmalhandtücher) zum Händewaschen geben. Alternativ ist Handdesinfektionsmittel bereitzustellen.
  3. Handkontaktflächen“ müssen – möglichst mehrmals täglich – desinfiziert werden.
  4. Ebenso müssen Flächen (Tische, Tastaturen, …) regelmäßig desinfiziert werden.
  5. Wenn noch nicht vorhanden, muss ein Hygieneplan erstellt werden.

Sonstiges:

  1. Namen und Adressen/Telefonnummern der Teilnehmenden müssen bekannt sein.
  2. Verwendete Werkzeuge und Kleidung sollen möglichst nur von einer Person genutzt werden. Die Gegenstände müssen sonst vor Übergabe gereinigt werden. Schutzhandschuhe sollen verwendet werden.
  3. Es muss für jedes Angebot eine verantwortliche Person benannt werden, die die Einhaltung der beschriebenen Regeln sicherstellt.

Für Übernachtungen gelten die entsprechenden Regelungen der Corona-Verordnung. (§ 4 Absatz 5).

Weitere Details finden Sie in den Hygienehinweisen des Kultusministeriums (gemäß §7 Absatz 3 der CoronaVO Berufsbildung für den Unterrichtsbetrieb in Weiterbildungsstätten gültig).


Factsheet Informelles Lernen

„Lernen“ – wenn wir das hören, denken wir oft an die Schule. Das ist nicht für jeden schön. Dabei lernen wir heute alle – jeden Tag. Oft „nebenbei“ und ganz anders als in der Schule. Das ist dann informelles Lernen.

Was ist informelles Lernen?

Informelles Lernen steht formalem Lernen (Schule, Universität usw.) und non-formalem Lernen (Seminare, Webinare,…) gegenüber. Es findet in Situationen statt, die nicht für das Lernen organisiert sind. Es gibt weder Lehrende, noch sind Inhalte und Lernziele festgelegt. Beispiele sind der Besuch eines Vortrags oder einer Konferenz, das Lesen von Büchern oder die Online-Recherche. Studien zeigen, dass sich 43 (AES 2016, S. 187) bis über 60 Prozent (IAB/NEPS 2017, S. 17) der Erwachsenen so weiterbilden.
Auch in unserer Studie zum Lernen im Homeoffice sind vier der fünf meist genutzten Weiterbildungsmöglichkeiten informell: Der Austausch mit anderen, Googlen, das Anschauen von Erklärvideos und das Ausprobieren neuer Tools. Gerade in diesen Fällen bleibt das Lernen oft unbemerkt. Man nimmt es sich nicht vor, es passiert einfach. Das 70:20:10-Modell behauptet gar, dass bis zu 90 Prozent unseres Lernens informell stattfindet (70 Prozent Learning-by-Doing, 20% Austausch mit anderen).

Welchen Nutzen hat informelles Lernen für uns?

Informelles Lernen ist eine ganz natürliche Art des Lernens – frei von Zwängen und Verpflichtungsgefühlen. Aus der Psychologie wissen wir: Solches Lernen ist sehr wirksam, denn die Lernenden nehmen viel daraus mit. Im Zeitalter der Digitalisierung sind die Möglichkeiten dafür regelrecht explodiert – das Wissen der Welt ist stets nur einen Klick entfernt. Informelles Lernen birgt großes Potenzial für ein Unternehmen. Erst recht, wenn es gezielt gefördert wird.

Wie können wir informelles Lernen anwenden?

Obwohl informelles Lernen sehr beiläufig im Arbeitsalltag geschieht, können Sie viel dafür tun, es im Unternehmen voranzubringen:

Lernquellen auffindbar machen

Die Studie „How the Worforce Learns“ zeigt uns: Mitarbeitende wissen, was Sie lernen wollen und müssen, aber nicht wo sie passende Materialien finden. Angesichts der Vielfalt an (digitalen) Lernmöglichkeiten ist das nicht verwunderlich.

Das macht eine Aufgabe für Personalabteilungen und Betriebsräte klar: Stellen Sie Materialien zusammen und bieten Sie Übersichten zu Lernmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Unternehmens an. Das nennt sich „Content Curation“ (deutsch: Zusammenstellen (Kuratieren) von Inhalten) und ist auf der Höhe der Zeit. So stellen Sie auch eine gute Qualität der Lerninhalte sicher.

Raum für Austausch bieten

Wie wir wissen, findet informelles Lernen auch im Austausch mit anderen statt. Schaffen Sie dafür gezielt Möglichkeiten – online und offline. Bieten Sie beispielsweise im Intranet die Option zum Wissensaustausch an (Lern-Communities, Forum, Chat). Wenn Sie Software wie Microsoft Teams, Skype oder Slack nutzen, denken Sie doch mal darüber nach, wie solche Arbeitstools auch als Lerntools genutzt werden können (s. dazu auch unseren Beitrag weiter unten)

In der „echten Welt“ können Sie kleine Ecken in Büros einrichten, in denen vielleicht ein paar Materialien bereitstehen und die die Kreativität fördern. In Form von Lerninseln funktioniert das auch in der Produktion. Schon haben Sie Raum für einen informellen Austausch geschaffen – jenseits von Besprechungsräumen, die gebucht werden müssen.

Aufgaben lernförderlich gestalten

Durch die Digitalisierung sparen wir Zeit und können den Anteil von (administrativer) Routinearbeit verringern. Nutzen Sie freiwerdenden Kapazitäten: Vergeben Sie Aufgaben mit höherem Anspruch, sodass Beschäftigte im Rahmen ihrer täglichen Arbeit zum Lernen angeregt werden.

Führen Sie Lernzeiten ein. Dürfen Beschäftigte zukünftig fünf Prozent Ihrer Arbeitszeit für das Lernen verwenden – oder eine Stunde pro Woche? Welche Lösung für Sie auch passt – Sie zeigen damit: Lernen ist bei uns erwünscht. Die Mitarbeitenden wachsen daran und das Unternehmen profitiert von mehr Ideen und Verbesserungen.

Machen Sie es zur Chefsache

Egal, wie gut Ihre Angebote sind, wenn der Kollege komisch schaut oder die Chefin einen kritischen Kommentar abgibt, wird informelles Lernen regelrecht abgewürgt.

Es muss in der ganzen Organisation klar werden: Wer lernt, wer Wissen teilt, der ist kein Narr, sondern Vorbild. Auch dann, wenn er oder sie auf YouTube ein Video schaut oder mit einer neuen Methode experimentiert.

Sie sehen also: Es geht nicht darum, informelles Lernen mit einem administrativen Korsett zu formalisieren. Es geht darum Möglichkeiten und Räume dafür zu schaffen, zu zeigen, was „Lernen“ alles sein kann und dazu einzuladen.

Wo liegen Risiken?

Ein Risiko ist es, dass Beschäftigte unseriöse, vielleicht falsche, Quellen für ihr Lernen nutzen. Das wird aber eher selten der Fall sein. Für die digitale Lernwelt können Sie zusätzlich unterstützen, indem Sie die Digitalkompetenzen Ihrer Beschäftigten erfassen und weiterentwickeln.

Weitere Risiken liegen viel mehr darin, informelles Lernen zu unterdrücken (wenig lernförderliche Einstellung der Beschäftigten, übermäßig hohes Arbeitspensum) oder es in formale Strukturen zu pressen und zur Pflicht zu machen.

Informelles Lernen fördert eine Kultur von Austausch, Inspiration und Innovation. Obwohl es nicht viel braucht, um es zu fördern, bleibt es im betrieblichen Alltag leider nach wie vor wenig beachtet. Zeit, das zu ändern!