Newsletter 2. Quartal 2021

Die Zukunft

beginnt mit

Qualifizieren


Inhaltsverzeichnis

Editorial

Fachtagung am 8. Juli 2021 in Stuttgart

Neues aus der AgenturQ

Im Interview

Wissenswertes und Interessantes

Für Sie gelesen – dabei gewesen

Praxistipp

Termine

Blogbeiträge


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

zum Start in die Sommerferien möchten wir uns mit unserem zweiten Newsletter in diesem Jahr bei Ihnen melden. Es gibt aus der AgenturQ wieder viel zu berichten. Die letzten drei Monate standen ganz im Zeichen unserer Fachtagung „weiterbilden#weiterdenken. 20 Jahre Zukunft der Qualifizierung“ am 8. Juli und der Veröffentlichung unseres Sammelbandes „weiterbilden#weiterdenken. Den Strukturwandel in der Metall- und Elektroindustrie durch berufliche Weiterbildung gestalten“. Gerne hätten wir Sie zur Veranstaltung persönlich begrüßt. So hat es uns aber gefreut, dass sich über 250 Personen für die Onlineveranstaltung angemeldet hatten.

Zwei, die vor zwanzig Jahren bei der Verhandlung des TV Quali dabei waren und in den Anfangsjahren der AgenturQ enge Wegbegleiter waren, sind Dr. Martin Allespach und Ernst Mutscheller. Mit ihnen habe ich mich zum Gespräch über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Weiterbildung in der M+E Industrie getroffen. Einen Auszug aus dem Gespräch finden Sie in diesem Newsletter. Außerdem stellen wir Ihnen den Sammelband vor und blicken zurück auf unsere erfolgreiche Fachtagung. Auch sonst gibt es natürlich einiges „Neues aus der AgenturQ“ zu berichten, zudem soll Ihnen auch diese Newsletterausgabe wieder viel Wissenswertes und Interessantes bieten. Wir hoffen, dass unsere Praxistipps von Nutzen für Ihre Arbeit sind. Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen unsere neue Broschüre zum Thema Lernbegleitung.

Das ganze Team der AgenturQ wünscht Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen.

Ich wünsche Ihnen eine schöne Sommerzeit mit viel Erholung. Bleiben Sie gesund.

Ihr


Rückblick auf die
Fachtagung weiterbilden#weiterdenken
20 Jahre Zukunft der Qualifizierung

Es wäre schön gewesen, alle unsere Gäste persönlich zu unserer Fachtagung „weiterbilden#weiterdenken. 20 Jahre Zukunft der Qualifizierung“ am 8. Juli 2021 begrüßen zu können. Aufgrund der Corona-Maßnahmen war dies leider nicht möglich. Umso mehr hat es uns gefreut, dass sich über 250 Teilnehmende für die Online-Veranstaltung via Livestream angemeldet hatten. Auf sie wartete ein spannender und erkenntnisreicher Vormittag. Bundesarbeitsminister Heil hatte gleich zu Beginn in seiner Videogrußbotschaft darauf hingewiesen: Der Tarifvertrag Qualifizierung war 2001 ein wegweisendes Projekt. Die IG Metall und Südwestmetall hatten schon damals erkannt, dass die Weiterbildung das richtige Rüstzeug für die Bewältigung des Strukturwandels ist. Dieser Aussage konnten sich auch die Gäste unserer zwei Diskussionsrunden anschließen, wenngleich es in der Weiterbildungspraxis in den Unternehmen noch einige Baustellen zu bewältigen gibt. Denn es gilt die Weiterbildung für die nächsten 20 Jahre zu gestalten und entsprechend hatte Dr. Nicole Behringer in ihrem Vortrag am Nachmittag die Frage mit im Gepäck, wie sich Weiterbildung in Zukunft verändert. Und Frau Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl, unsere Keynote-Speakerin am Vormittag, brachte es gleich im Titel ihres Vortrages auf den Punkt: Es braucht zukunftsfähiges Lernen, um die Welle von Technologie und Innovation zu reiten.

Für das zukunftsfähige Lernen entwickelt die AgenturQ seit ihrer Gründung verschiedene Konzepte. Drei von ihnen wurden am Nachmittag in Online-Workshops vorgestellt und diskutiert: Das Lernen im Prozess der Arbeit mit Lernbegleitern, die Sichtbarmachung und Dokumentation informeller Kompetenzen und die Erfassung digitaler Grundkompetenzen von Beschäftigten.

Wenn Sie der Veranstaltung am 8. Juli nicht live folgen konnten, können Sie sehr gerne in unserer Mediathek die Aufzeichnung der Fachtagung anschauen. Übrigens: Die nächste große Fachtagung der AgenturQ findet am 6. Juli 2023 statt. Dann hoffentlich wieder mit allen Gästen vor Ort im Look21 in Stuttgart.


Neues aus der AgenturQ

Sammelband „weiterbilden#weiterdenken.
Den Strukturwandel in der Metall- und Elektroindustrie durch berufliche Weiterbildung gestalten“

Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums ist im wbv-Verlag der Sammelband „weiterbilden#weiterdenken. Den Strukturwandel in der Metall- und Elektroindustrie durch berufliche Weiterbildung gestalten“ erschienen.

Wir freuen uns, dass wir namhafte Autorinnen und Autoren aus der Berufspraxis, aus der Wissenschaft und aus den Verbänden für einen Beitrag zu diesem Buch gewinnen konnten. Ihnen gebührt der große Dank der Herausgeber Stefan Baron, Peer-Michael Dick und Roman Zitzelsberger, denn erst ihre Expertise macht den Sammelband so wertvoll. Die Buchkapitel beleuchten aktuelle und zukünftige Herausforderungen der beruflichen Weiterbildung und stellen zugleich praxisorientierte Lösungsansätze aus der Projektarbeit der AgenturQ vor.

Nach einem Überblick über die Rolle und Struktur der beruflichen Weiterbildung in Deutschland beleuchten die Autorinnen und Autoren aktuelle Aufgaben der beruflichen Weiterbildung. In den Beiträgen zur Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Betriebsräten, zur Anerkennung informell erworbener Kompetenzen und zum beruflichen Lernen in der Zukunft werden Möglichkeiten für innovative Weiterbildungskonzepte sichtbar. Auch die Notwendigkeit neuer Lernformen und der Ausbau digitaler Grundkompetenzen werden untersucht. Zum Abschluss wird die Frage gestellt, vor welchen Herausforderungen die berufliche Weiterbildung wohl im Jahr 2041 stehen wird.

Der Sammelband kann für 39,90 Euro direkt beim Verlag bestellt werden oder kostenlos als E-Book heruntergeladen werden. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Sommerlektüre.


Neues aus dem Projekt AiKomPass-Digital

Der bisherige Projektreferent Patrick B. Fleck ist zum 30. Juni 2021 auf eigenen Wunsch aus der AgenturQ ausgeschieden. Wir bedauern dies und wünschen ihm viel Glück und Erfolg in seiner neuen Position und Aufgabe. Seine Nachfolge im Projekt übernimmt bis zum Jahresende Herr Matthias Binder.

Die inhaltliche Weiterentwicklung des bestehenden Instruments AiKomPass mitsamt der Erweiterung um informell vorhandene Digitalkompetenzen ist weitestgehend abgeschlossen. Über den Sommer soll nun das überarbeitete Onlinetool mit interessierten Unternehmensvertreter:innen getestet werden. Haben Sie Interesse daran, mehr über die versteckten informellen Digitalkompetenzen der Beschäftigten in Ihrem Unternehmen zu erfahren? Dann melden Sie sich bei Matthias Binder. Wir würden uns freuen, wenn Sie sich an der Erprobung beteiligen würden.

Der überarbeitete und um Digitalkompetenzen erweiterte AiKomPass wird am 25. Oktober im Rahmen des „Thementag Zukunftskompetenzen“ der AgenturQ vorgestellt. Ab diesem Datum steht er allen Interessierten frei zugänglich und kostenfrei unter www.aikompass.de zur Verfügung. Derzeit finden Sie unter dieser Adresse die Vorgängerversion.


Barcamp Zukunft des betrieblichen Lernens

Am 15. Juni haben sich knapp 40 Gestalter:innen betrieblicher Weiterbildung mit der Frage „Seminar oder selbstgesteuert?“ beschäftigt. Sie waren Teilnehmende – besser Teilgebende – im Barcamp von ubf und AgenturQ, das live aus dem Open Innovation Center in Tübingen gestreamt wurde.

In drei Phasen konnten die Teilgebenden

  • In einem „Speed Dating“ neue Kontakte knüpfen
  • einem Impulsgespräch zu Zukunftskompetenzen und (neuen) Lernformen lauschen
  • in zwei „Sessionrunden“ selbst aktiv mitdiskutieren.

Die Themen der Sessions wurden von den Teilgebenden selbst eingebracht. Sie reichten von Lernkultur über informelle Kompetenzen bis zu Fragen der konkreten Gestaltung von Lernräumen und -formaten. Das Barcamp fand seinen gemütlichen Ausklang auf der Plattform wonder.me, wo begonnene Unterhaltungen noch bis gegen 18 Uhr angeregt fortgesetzt wurden. Wer noch etwas mehr dazu lesen will findet einen ausführlicheren Bericht auf der Startseite der AgenturQ. Die Sessiondokumentation gibt es zum Nachlesen hier.

Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter aus Personalabteilungen und Betriebsräten haben sich im Anschluss an den Impuls in Kleingruppen angeregt ausgetauscht. Das Fazit der Teilnehmenden: Ein toller, praxisnaher Input und spannende Diskussionen, die viel zu schnell vorbei waren. Eine Teilnehmerin hat sich sogar direkt entschlossen: Gleich morgen rufe ich bei unserer Berufsschule an, um die Möglichkeiten für eine Kooperation auszuloten.


Digitalisierung – die Herausforderung im (Arbeits-) Alltag und der Weiterbildung

Die Digitalisierung stellt uns vor neue Herausforderungen im (Arbeits-) Alltag und in der Weiterbildung. Digitale Kompetenzen helfen uns, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern. Bereits in unserem Alltag eignen wir uns durch die ständige Interaktion mit digitalen Endgeräten digitale Kompetenzen an. Doch welche digitalen Kompetenzen sind das eigentlich? Wie können wir diese digitalen Kompetenzen identifizieren und zielführend einsetzen?

Mit diesen Fragen haben sich Edda M. Glase und Patrick B. Fleck am 29. Juni in einem Webinar beschäftigt und aufgezeigt, wie man eigene und die digitalen Kompetenzen von anderen im Alltag wahrnehmen kann und wie sich digitale Kompetenz im Alltag stärken lässt. Zudem haben sie über neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft berichtet und die beiden Instrumente AiKomPass-Digital und DigiREADY vorgestellt.

Sie konnten nicht dabei sein? Die Aufzeichnung des Webinars finden Sie in unserer Mediathek.


Im Interview

20 Jahre Zukunft der Qualifizierung
Im Gespräch mit Dr. Martin Allespach und Ernst Mutscheller

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Tarifvertrages zur Qualifizierung für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg unterhält sich Dr. Stefan Baron mit den früheren Wegbegleitern der AgenturQ in den Anfangsjahren ab 2002, Dr. Martin Allespach (ehemals IG Metall) und Ernst Mutscheller (ehemals Südwestmetall). Beide stehen Rede und Antwort zu den Themen der beruflichen Weiterbildung. Sie blicken im Gespräch auf das Gestern, das Heute und das Morgen – und sind sich einig: Berufliche Weiterbildung ist so wichtig wie vor 20 Jahren!

Das Interview im Newsletter ist eine gekürzte und redaktionell angepasste Fassung des per Zoom geführten Gesprächs. Die Aufzeichnung des ganzen Gesprächs finden Sie in unserer Mediathek.

AgenturQ: Seit 20 Jahren gilt in der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg der TV Quali. Lassen Sie uns zurückblicken: Im Frühjahr 2000 wurde die Lissabon-Strategie verabschiedet, mit dem lebenslangen Lernen als Grundbestand Teil eines europäischen Gesellschaftsmodells. Im Sommer 2000 hat man sich im Bündnis für Beschäftigung, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit darauf verständigt in Tarifverträgen Rahmenbedingungen für das lebenslange Lernen zu vereinbaren. Und kurz nach der Unterzeichnung des TV Quali wurde das Betriebsverfassungsgesetz reformiert, wodurch die Rechte des Betriebsrates in Qualifizierungsfragen gestärkt wurden. Man kann also sagen. Der TV Quali ist ein Kind seiner Zeit. Vielleicht können Sie sich ja noch daran erinnern: Was waren denn damals die Beweggründe der Sozialpartner für die Unterzeichnung des Tarifvertrages?

Mutscheller: Ich könnte es mir einfach machen und sagen, weil ihn der Sozialpartner IG Metall gefordert hat. Es hat sicherlich in die Zeit gepasst, aber es wäre übertrieben, davon auszugehen, dass die beiden Sozialpartner die Politik gebraucht haben, um so etwas abzuschließen. Schließlich hat die Qualifizierung in der Metall- und Elektroindustrie einen hohen Stellenwert. Und sicherlich waren viele Firmen der Meinung, dass es keinen Tarifvertrag braucht, um die Qualifizierung voranzutreiben. Aber beide Sozialpartner sind darüber einig gewesen, dass Weiterqualifizierung ein Schlüssel ist zur Wettbewerbsfähigkeit und zur Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter und haben deshalb den Tarifvertrag abgeschlossen.

Dr. Allespach: Dem kann ich mich anschließen. Formal stand der Abschluss im Zusammenhang mit den ERA-Tarifverhandlungen. Aber wir erleben auch den Wandel in eine wissensbasierte Ökonomie. Und das hat man in der Metall- und Elektroindustrie auch sehr deutlich zu spüren bekommen. Zusätzlich hat die berufliche Bildung im Bezirk Baden-Württemberg zwar natürlich immer eine besondere Rolle gespielt. Aber der Weiterbildungsbereich war überhaupt nicht geregelt, es gab keine Anschlussfähigkeit und die Organisation war schwierig. Das hat uns zur Forderung gebracht, die Weiterbildung durch einen Tarifvertrag ein Stück weit zu institutionalisieren. Der Ausgangspunkt der Überlegungen war, ein stückweit Orientierungshilfe und Unterstützung zu geben. Wir haben uns zum Beispiel für Qualifizierungsgespräche entschieden, weil wir wussten, dass die Weiterbildungsbedarfe bezogen auf verschiedene Personengruppen sehr unterschiedlich sind. Aber es gab natürlich noch viele weitere Überlegungen. Wie geht man mit unterschiedlichen Qualifizierungsarten um, kann man den Weiterbildungsanspruch quantifizieren, was ist die Aufgabe des Betriebs? Und was ist mit Menschen, die in einem repetitiven Arbeitssystem sind? Wie kann man für sie einen Weiterbildungsanspruch formulieren?

AgenturQ: Sind Sie denn zufrieden mit der Entwicklung in den letzten 20 Jahren? Wenn man sich eine bundesweite Statistik anschaut, haben sich „nur“ 60 Prozent der Beschäftigten in den letzten 12 Monaten weitergebildet. Und gleichzeitig bieten KMU noch immer weniger Weiterbildung an als große Unternehmen. Kann man also sagen, es hat sich gar nicht viel getan in den letzten 20 Jahren? Oder sagen Sie, es hat sich viel getan, Herr Dr. Allespach?

Dr. Allespach: Selbstverständlich hat sich was getan. Die Tatsache, dass man so einen Tarifvertrag beschließt, dass man eine AgenturQ hat, dass das Bildungsthema so zentral ist, das ist nicht nichts. Und angesichts der Diskurse um Transformation und Digitalisierung erkennen nun viele die Relevanz des Themas. Es gibt momentan zwei große Diskurse. Nämlich, welche Rationalisierungseffekte stecken da drin und wie sieht es mit dem Beschäftigungspotential aus. Und die ganz zentrale Frage, welche Voraussetzungen und Konsequenzen hat denn die Digitalisierung? Und da ist der Bildungsbereich ganz zentral. Und ich glaube zumindest, was das Erkennen der Relevanz dieses Themas betrifft, da hat sich gewaltig was getan. Aber klar ist auch, dass die Umsetzung des Tarifvertrags voraussetzungsvoll ist. Da braucht man eine Umsetzungsstrategie: Wie berät man Betriebe, wie führt man denn Qualifizierungsgespräche, wie nimmt man die Menschen mit. Und da haben wir noch ein Stück vor uns, um solche Prozesse zu gestalten.

AgenturQ: Herr Mutscheller, würden Sie mir zustimmen, dass sich auch etwas in den Köpfen der Unternehmen und der Personalverantwortlichen getan hat?

Mutscheller: Es hat sich sicherlich was getan. Ich habe Anfang der 2000er Jahre erlebt, dass sich die Firmen sehr um das Qualitätsmanagement im Unternehmen gekümmert haben. Sie mussten sich zertifizieren lassen, schon im Hinblick auf ihre Produkte und auf die Kunden, die das gefordert haben. Und bei jeder Zertifizierung spielt ja das Weiterbildungskonzept und die Qualifizierung der Mitarbeiter eine Rolle. Das heißt, den Firmen, ob sie wollen oder nicht, blieb nichts anderes übrig, als in diesem Qualitätsmanagementkonzept auch die Personalentwicklung mit einzubauen. Das war ein wichtiger Anstoß. Aber klar ist auch, dass es solchen Unternehmen leichter fällt, auf dem Gebiet der Qualifizierung systematisch voranzukommen, die über ein professionelles Personalmanagement verfügen. Letztlich ist es auch die Aufgabe der AgenturQ, das Bewusstsein positiv zu verändern.

AgenturQ: Ein Thema, dass wir gerade bearbeiten, ist das Thema der digitalen Grundkompetenzen von Beschäftigten. Und eine jüngere Studie hat nun aufgezeigt, dass 50 Prozent der Fachkräfte mit einem Hauptschulabschluss nur über geringe oder geringste Kompetenzen in der Informations- und Kommunikationstechnologie verfügen. Herr Mutscheller, können sich Unternehmen eigentlich heutzutage darauf verlassen, dass Schulabsolventen bereits die Kompetenzen mitbringen, die sie im Berufsleben brauchen? Oder muss man mit der Weiterbildung direkt ab dem ersten Tag des Berufslebens durchstarten?

Mutscheller: Also die Klagen sind ja zahlreich, dass die Unternehmen sich nicht darauf verlassen können, dass die Schulabgänger die Kompetenzen mitbringen, die sie benötigen. Aber man muss auch sagen, dass mit der Schule das Lernen nicht beendet ist. Wenn die Schülerinnen und Schüler nicht mitbekommen, dass das Lernen nicht mit der Abschlussprüfung aufhört, dann ist die Schule schon auf dem falschen Dampfer. Dann hat sie was falsch gemacht. Im Grunde sollte in der Schule gelernt werden, wie man weiter lernt. Das muss als Grundmotivation mitgenommen werden. Und die Firmen müssen darauf achten, dass sie ihre Fachkräfte nach dem Abschluss nicht stehen lassen. Sondern einbinden in Konzepte, wie sie sich weiterentwickeln können. Da braucht es das Gewicht der Sozialpartner, um ein Bewusstsein für Weiterbildung zu schaffen und zugleich Instrumente an die Hand zu geben, wie man Personalentwicklungsgespräche systematisch voranbringen kann.

AgenturQ: Wir beobachten in der beruflichen Weiterbildung Mitnahmeeffekte. Diejenigen, die ohnehin bildungsaffin sind, bilden sich auch weiter und nehmen Förderangebote wahr. Diejenigen, die mit geringeren Kompetenzen ins Berufsleben starten, aus einem bildungsfernen Elternhaus kommen und möglicherweise den Hauptschulabschluss nur mit Ach und Krach geschafft haben, bilden sich weniger weiter. Was kann man denn tun, damit diese Menschen nicht ein Leben lang abgehängt bleiben? Was kann die AgenturQ möglicherweise leisten?

Dr. Allespach: Zunächst einmal stimmt es, wir haben eine hoch selektive Bildungslandschaft und die zieht sich von der Schule durch bis zur betrieblichen Weiterbildung. Und was das Thema Digitalkompetenzen betrifft, das wird ja jetzt in Corona-Zeiten noch viel schlimmer. Diejenigen, die nicht über die nötigen Mittel verfügen, werden noch weiter abgehängt werden. Und Weiterbildung wird häufig auch als Bedrohung wahrgenommen. Es gibt tausend Gründe, nicht an Weiterbildung teilzunehmen. In einem Unternehmen haben wir deshalb ein Instrument entwickelt, das Menschen in die Lage versetzt, Gründe zu reflektieren, die für eine Weitebildung sprechen: Welche Entwicklungsperspektiven habe ich, verbessert sich mein Gehalt, verändert sich meine Tätigkeit? Und so eine Reflektion ist notwendig, um Menschen für Weiterbildung aufzuschließen. Dazu dienen auch die Qualifizierungsgespräche. Und als Unternehmen muss ich die Qualifikationen und Potentiale der Beschäftigten auch als strategische Chance für die Unternehmensentwicklung betrachten. Letztlich gibt es keine einfachen Antworten. Die müssen in Projekten entwickelt und dann transferiert werden. Und auch dafür gibt es ja die AgenturQ.

AgenturQ: Lieber Herr Dr. Allespach, müssen die Sozialpartner und die AgenturQ nicht auch stärker Beschäftigte mit Hochschulabschluss in den Fokus nehmen? Im Strukturwandel verändern sich ja alle Arbeitsplätze und gerade Höherqualifizierte haben ein doppeltes Problem. Sie fallen aus manchen Förderprogrammen raus. Und zudem gibt es nicht immer passende Angebote. Muss man da mit Blick auf die nächsten 20 Jahre TV Quali noch mehr tun?

Dr. Allespach: Ja, ich glaube das ist ein wichtiges Thema. So selbstverständlich ist die Weiterbildungsteilnahme von Akademikern nicht. Es kommt natürlich auf die betrieblichen Gegebenheiten an. In einem High Tech-Unternehmen besteht natürlich ein vitales Interesse, dass die Leute immer auf dem aktuellen Stand sind. Da wird dann relativ viel in der Qualifizierung dieser Beschäftigtengruppen getan. Und wir erleben ja so etwas wie eine Akademisierung, auch im Bereich der Beschäftigungsstruktur und im Bereich der Ausbildung. Und ich finde schon, dass man auch umfassende Angebote braucht, bei uns an der University of Labour sind es Studienabschlüsse. Denn Weiterbildung bezieht sich auf die ganze Lebensspanne über den Berufsverlauf hinweg. Und sie bezieht sich eigentlich auf alle Beschäftigtengruppen. Und da muss jeder in den Fokus genommen werden. Vor allem wenn man ein Bildungsverständnis zugrunde legt, das mehr ist wie Qualifikation. Und im Bildungsbegriff steckt immer auch ein emanzipatorischer Moment. Deshalb ist das, was in der Weiterbildung passiert, immer ein Aushandlungsprozess. In ihm müssen ganz selbstverständlich die Qualifizierungsinteressen des Betriebes zur Sprache kommen, aber eben auch die Bildungsinteressen der Beschäftigten.

AgenturQ: Herr Mutscheller, viele Unternehmen berichten in unserer Beratungspraxis, dass sie nicht wissen, wo sie in zwei oder fünf Jahren stehen und welche Kompetenzen sie dann benötigen werden. Wie kann man diesen Unternehmen helfen, ihren Qualifizierungsbedarf zu decken. Haben Sie aus Ihrer Erfahrung heraus eine Antwort für mich?

Mutscheller: Darauf habe ich keine direkte Antwort. Tatsache ist aber, dass je nachdem wie schnell der Transformationsprozess läuft, immer mehr Beschäftigte von Arbeitslosigkeit bedroht sein werden, die dies bisher nicht waren. Das beginnt bei den Facharbeitern, den Werkzeugmachern, den Mechatronikern und geht hin bis zu den Ingenieuren. Die Arbeitslosigkeit unter Ingenieuren hat um 43 % zugenommen. Es bleibt nichts anderes übrig, als das Unternehmen flexibel sind und ihre Personalentwicklungsplanung ständig neu justieren. Und außerdem braucht es zweitens Institutionen, die intensiv an der Frage arbeiten, welche Kompetenzen von den Arbeitnehmern morgen verlangt werden. Und drittens: Jeder der glaubt, er braucht keine Weiterbildung, muss sich darüber im Klaren sein, dass er Gefahr läuft, Chancen zu verpassen. Und das auf einen Nenner zu bringen, ist nicht einfach. Dafür bedarf es einer intensiven persönlichen Begleitung. Das heißt, man muss mit den einzelnen Leuten arbeiten. Das beginnt beim jungen Facharbeiter und geht hin bis zum bisher relativ abgesicherten Ingenieur. Es geht nur mit persönlicher Betreuung, anders geht es nicht. Der Zeitaufwand im Unternehmen wird entsprechend steigen.

AgenturQ: Wir sind fast am Ende unserer Zeit. Zum Schluss möchte ich Sie beide mit Blick auf das Jahr 2041 fragen, was aus Ihrer Sicht die Weiterbildungsthemen der kommenden Jahre sein werden? Herr Mutscheller, möchten Sie beginnen?

Mutscheller: Ich weiß nicht, ob man Vorhersagen machen kann, wo wir in 20 Jahren stehen werden. Aber ich glaube, die Metall- und Elektroindustrie wird eine gute Zukunft haben. Aber sie wird mögliche Beschäftigungsprobleme bekommen. Das heißt, wir müssen den Einzelnen befähigen, sich um sich selber zu kümmern. Mit Unterstützung der Firmen und der Öffentlichkeit. Es muss entsprechende Projekte geben. Nur dann wird er eine Chance haben auf eine gute berufliche Zukunft. Sonst wird es nicht funktionieren.

Dr. Allespach: Darüber streitet sich ja die Bildungs- und Industriesoziologie: Was passiert mit der Bildung, was passiert mit der Facharbeit? Es gibt unterschiedliche Szenarien, die alle pfadabhängig sind. Von daher würde ich da auch keine Prognose wagen. Aber ich nehme wahr, dass in der beruflichen Aus- und Weiterbildung die Diskussion etwas weiter ist als am Anfang. Inzwischen gibt es Papiere der Sozialpartner, die die Stabilität der Berufsbildung betonen, aber genauso den Anpassungsbedarf in einer sich dynamisch verändernden Welt. Von daher glaube ich, dass sich noch eine Menge tun wird. Aber wir sind auch noch nicht so weit, wie wir uns das wahrscheinlich vorstellen und wünschen würden.

AgenturQ: Lieber Herr Mutscheller, lieber Herr Dr. Allespach, ich danke Ihnen für die spannende Diskussion. Es hat mich sehr gefreut, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.


Wissenswertes und Interessantes

Neues Angebot: Berufsberatung für alle

Die Agentur für Arbeit hat die Berufsberatung im Erwerbsleben (BBiE) gestartet. Sie richtet sich an alle, die Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft oder konkrete Weiterbildungen treffen wollen oder müssen. Die Berater:innen unterstützen mit Informationen und individuellen Gesprächen.

Tatsache ist: Es gibt eine Vielzahl an Veränderungen und Herausforderungen, die in der Wirtschaft bestehen und jeden Tag neu entstehen. Dieser Entwicklung trägt die Agentur für Arbeit mit der BBiE Rechnung. Zukünftig können sich auch Erwachsene dazu beraten lassen, wie ihr weiterer Berufsweg aussehen kann und/oder welche Weiterbildung für sie geeignet ist. Das Angebot richtet sich dabei vor allem an folgende Personengruppen:

  • Menschen ohne oder mit nur geringfügiger Berufsqualifikation
  • Menschen, die beruflich etwas Neues bzw. Anderes machen möchten
  • Menschen, die sich in Ihrem Beruf weiterentwickeln möchten
  • Menschen, die nach Elternzeit, Krankheit, … wiedereinsteigen
  • Menschen, die eine Ausbildung oder ein Studium beendet haben.

Die Berater:innen beraten Sie in der örtlichen Agentur für Arbeit oder einem Ort Ihrer Wahl. Eine kurze Zusammenfassung des Konzepts und der Vorteile finden sich als kleines Video auf YouTube. Weitere Informationen und Beratungstermine erhalten Interessierte bei ihrer Agentur für Arbeit. Für die Metropolregion Stuttgart (inkl. Esslingen, Ludwigsburg, Waiblingen, Göppingen, Reutlingen) finden Sie diese Informationen hier.


Spannende Trends: Der Future Skills Report Chemie

Zwar für die Chemieindustrie verfasst, so bietet der Future Skills Report Chemie dennoch spannende und erkenntnisreiche Informationen auch für die Metall- und Elektroindustrie. Die Ergebnisse der KI-basierten Trendanalyse zu den Chemie-Skills der Zukunft sind auf der Internetseite https://future-skills-chemie.de zusammengefasst. Unter anderem hat der Report 15 Trends für die Chemieindustrie identifiziert, die sicherlich auch für viele Unternehmen bzw. Berufe der M+E Industrie zutreffen. Hierzu zählen beispielsweise Cybersicherheit, Alternative Rohstoffe oder auch Digitaler Vertrieb. Aus Sicht von Personalverantwortlichen ist die Auswertung der Top-Berufe und der Top-Skills der Zukunft von besonderem Interesse. Ein „Rising Star“ ist zum Beispiel der Daten Analyst (HR/People Analytics). Im Vergleich zum Vorjahr betrug das Wachstum der Nachfrage nach diesem Beruf im Jahr 2019 551 Prozent. Die zukünftigen Berufsprofile können auf der Internetseite als PDF heruntergeladen werden. Aus Sicht der AgenturQ bieten die Studienergebnisse eine gute Grundlage, um als Unternehmen über die eigenen Future Skills nachzudenken. Denn die Analyse der Chemieindustrie beschreibt nur Trends. Ob sie für das eigene Unternehmen tatsächlich so eintreffen, hängt von vielen Faktoren ab.

Unabhängig vom Future Skills Report Chemie hat die AgenturQ bei den Universitäten Regensburg und Ulm eine Future Skills Studie speziell für die Metall- und Elektroindustrie in Auftrag gegeben. Sie basiert auf einer Big Data Analyse von Stellenausschreibungen, Experteninterviews und einer Unternehmensumfrage. Aktuell wird an der Studie gearbeitet, die Ergebnisse werden im Rahmen des geplanten Thementages Zukunftskompetenzen am 25. Oktober 2021 vorgestellt. Weitere Informationen zur Studie finden Sie unter https://www.agenturq.de/unsere-konzepte/konzepte-in-entwicklung/konzept-future-skills/.


Für Sie gelesen – dabei gewesen

Digitale Messe ZPDX: Der Mensch in der Transformation

Vom dritten bis siebten Mai fand die Messe Zukunft Personal Digital Experience, kurz ZPDX, statt. Ein wichtiges Thema der Messe, das sich über alle Tage erstreckte: Learning & Development – zu Deutsch: Weiterbildung. Auch die AgenturQ hatte dabei eine aktive Rolle.

Auf Einladung der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart hat sich die AgenturQ an einer digitalen Podiumsdiskussion im Rahmen der ZPDX beteiligt. Dr. Sabine Stützle-Leinmüller von der Wirtschaftsförderung, Isabel Weindorf vom Maschinenbauer Schnaithmann und unser Referent Matthias Binder diskutierten über den „Faktor Mensch in der digitalen Transformation“ des Maschinenbaus“.

Am Anfang der Diskussion stand die Feststellung: die Transformation ist alles andere als rein technologisch. Die Mitarbeitenden tragen wesentlich zum Gelingen von Veränderungen bei. Isabel Weindorf wies auf zwei unterschiedliche Perspektiven hin: Die Transformation und Digitalisierung von Produkten sowie der Belegschaft und der Personal- und Weiterbildungsfunktion. Die Beteiligten waren sich einig, dass es für letzteres neue Lernformen und einen strategisch orientierten Blick auf die Weiterbildung braucht. Das heißt auch: Schauen, welche Kompetenzen schon im Betrieb sind und die Potenziale der Mitarbeitenden nutzen.

Wer die Diskussion nachschauen möchte, findet hier die Aufzeichnung. Viele weitere Videos der ZPDX stehen hier zur Verfügung.


Neue Studie zu Vereinbarungen der Sozialpartner zur Weiterbildung

Die Bertelsmann-Stiftung hat vor kurzem die sehr interessante Studie „Vereinbarungen der Sozialpartner zur Weiterbildung – ein Blick in ausgewählte Branchen“ veröffentlicht. Die Autor:innen der Studie, Bernhard Boockmann, Anastasia Maier und Christin Schafstädt, geben einen guten Überblick über tarifliche Regeln zur Förderung von Weiterbildung und gehen auch explizit auf den TV Quali und die AgenturQ ein. Eines wird deutlich gemacht: „Die AgenturQ genießt einen Sonderstatus, denn in keiner anderen Branche haben die Tarifpartner bislang eine vergleichbare Organisation eingerichtet.“ Die Studie und ein dazugehöriges Policy-Paper können auf der Homepage der Bertelsmann-Stiftung kostenlos heruntergeladen werden.


Praxistipp:

Neue Broschüre: Lernbegleitung – Aufgaben, Kompetenzen, Qualifizierung

Kommt es Ihnen eigentlich auch so vor, dass die Zeit immer schneller vergeht? Wenn ja: Kein Wunder! Alleine die Technologie verändert sich immer schneller und hält mehr und mehr in unserem Alltag Einzug – ob privat oder beruflich. Unter Weiterbildnerinnen und Weiterbildnern wird deshalb der Ruf nach stärker selbstgesteuertem Lernen laut. Das aber ist für viele ungewohnt. Wir meinen: Eigenverantwortliches Lernen braucht Lernbegleitung.

Das Prinzip der Lernbegleitung ist nicht neu – bereits vor einigen Jahren hat die AgenturQ dazu gemeinsam mit Unternehmen ein Konzept entwickelt. Nun scheint das Thema einen neuen Auftrieb zu bekommen. Genug Anlass für uns, das Konzept zu aktualisieren, auf die aktuellen Bedarfe anzupassen und in einer neuen Broschüre zusammenzufassen.

In der neuen Broschüre finden Sie Antworten auf verschiedene Fragen:

  • Welche Aufgaben übernehmen Lernbegleiter:innen im Betrieb?
  • Wie binde ich Lernbegleiter:innen in meine Organisation ein?
  • Welche Kompetenzen brauchen Lernbegleiter:innen?
  • Wie qualifiziere ich Mitarbeitende für die Lernbegleitung?

Für die Qualifizierung werden zwei verschiedene Modelle vorgestellt: Eine Kompaktfortbildung über zweieinhalb Tage und ein Blended-Learning-Ansatz, bei dem kleine Trainingseinheiten über mehrere Monate verteilt stattfinden.

Werfen Sie am besten gleich einen Blick in die Broschüre und informieren Sie sich darüber, welches Potenzial Lernbegleitung in Ihrem Betrieb hat. Wenn Sie das Konzept in Ihrem Betrieb einführen wollen, steht Ihnen die AgenturQ als Prozessbegleiterin sehr gerne zur Verfügung.


In sieben Schritten zur Qualifizierungsmatrix

Eine Qualifizierungsmatrix ist ein mächtiges Instrument. Sie macht einerseits Kompetenzträger:innen sichtbar. Interne Expertinnen und Experten können identifiziert und entsprechend eingesetzt werden. Andererseits werden Kompetenzbedarfe erfassbar. Es ist schnell sichtbar, wo einzelne oder mehrere Beschäftigte noch dazu lernen müssen. Sie kann also als Grundlage zur Erfassung des Weiterbildungsbedarfs im Unternehmen genutzt werden. Gleichzeitig wird eine Priorisierung möglich. Gibt es beispielsweise nur wenige Beschäftigte, die eine Schlüsselfähigkeit beherrschen, ist klar: Hier muss die Weiterbildung vordringlich ansetzen. Als Nebeneffekt wird so gleich noch sichtbar, auf welche Kompetenzen bei Neueinstellungen besonders geachtet werden sollte. Im Qualifizierungsgespräch können gezielte Weiterbildungsvorschläge gemacht werden. Über die Zeit wird bei regelmäßiger Nutzung auch der Kompetenzaufbau der Beschäftigten nachvollziehbar.

Wie geht es?

Um all das zu ermöglichen, braucht es erstmal nur zwei Dinge: ein „Tabellenprogramm“ (z. B. Excel) und Zeit. Wir empfehlen eine Qualifizierungsmatrix zunächst für einzelne Pilotbereiche/-abteilungen zu erstellen, in denen ein besonderer Bedarf an Weiterbildung herrscht. Ein solcher Bedarf kann entstehen, weil

  • absehbar große Teile der Beschäftigten in Ruhestand gehen
  • die Fluktuation hoch ist
  • innovative Themen betreut werden, die eine kontinuierliche Qualifizierung erfordern
  • unklar ist, wie die Kompetenzprofile der Beschäftigten genau aussehen

Nach der Auswahl eines Pilotbereiches und der relevanten Funktion(en) wird eine Qualifizierungsmatrix in sieben Schritten erstellt.

  • Materialsammlung (Stellenprofile, z. B. ERA; eigene und externe Stellenanzeigen, Stellenbeschreibungen aus dem BERUFENET,…).
  • Ableitung der wesentlichen Aufgaben und Anforderungen aus den Quellen.
  • Gespräche mit betrieblichen Expertinnen und Experten sowie idealerweise mit den Beschäftigten, die selbst in der relevanten Funktion tätig sind. In jedem Fall sollten die Gesprächspartner:innen so nah wie möglich am Arbeitsbereich sein (möglichst nicht aus dem Personalwesen oder dem Betriebsrat). Außerdem können Gespräche mit Strategie-Expertinnen und Experten geführt werden, um zukünftig benötigte Kompetenzen einzubeziehen.
  • Ableitung der wesentlichen Aufgaben und Anforderungen aus den Gesprächen.
  • Zusammenstellung der gesammelten Aufgaben und Anforderung in gleichartige Gruppen (Clustern) von Tätigkeiten.
  • Definition von Aufgaben auf höherer Ebene zu den verschiedenen Gruppen/Clustern bzw. Tätigkeiten.
  • Übertrag der Aufgaben und der dazugehörigen Tätigkeiten in das Format der Qualifizierungsmatrix.

Abschließend werden die Einstufungsniveaus festgelegt (z. B. vier Stufen von Novize bis Expertin). Jetzt kann mit der Matrix der Kompetenzstand (ggf. zusätzlich die Erfahrung) der Beschäftigten erfasst werden. Interne Expertise wird sichtbar, Qualifizierungsbedarfe werden offengelegt. Konkrete Weiterbildungsmaßnahmen können daraus abgeleitet werden.

Eine einmal erstellte Qualifizierungsmatrix kann (und sollte) beständig aktualisiert und bei Bedarf erweitert werden. Wir empfehlen, das Ausfüllen der Qualifizierungsmatrix in einen eigenen Prozess einzubinden oder mit Regelprozessen (wie dem jährlichen Mitarbeitenden-/Qualifizierungsgespräch) zu verbinden. Schließlich ist eine Qualifizierungsmatrix letztlich nur dann von Wert, wenn sie tatsächlich genutzt wird.


Termine:

Montag, 25. Oktober 2021, 9.30 bis 15.30 Uhr
Thementag Zukunftskompetenzen

An unserm Fachtag möchten wir Ihnen die Ergebnisse der Future Skills Studie für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg vorstellen und zudem das um Digitalkompetenzen erweiterte Instrument AiKomPass präsentieren.
Es wird Sie ein spannendes Programm erwarten, lassen Sie sich überraschen. Weitere Informationen folgen nach der Sommerpause.

Sofern es die Corona-Situation zulässt, wird die Veranstaltung unter Berücksichtigung der entsprechenden Regeln im Look21 in Stuttgart stattfinden. Gegebenenfalls wechseln wir in ein Onlineformat.


Blogbeiträge:

Wir brauchen mehr als Qualifizierung.
Vom lebenslänglichen Qualifizieren zur lebensbegleitenden Bildung
(Gastbeitrag von Dr. Michaela Kuhnhenne, 30. Juli 2021)

Der Innovationsstandort Baden-Württemberg braucht Qualifizierung – und steht damit vor einer Reihe von Herausforderungen
(Gastbeitrag von Roman Zitzelsberger und Claudia Dunst, 19. Juli 2021)

Gute Rahmenbedingungen für Weiterbildung statt Überregulierung und Bürokratisierung
(Gastbeitrag von Peer-Michael Dick und Stefan Küpper, 1. Juli 2021)

Personalentwicklung der Zukunft: Drei Trends, Drei Aufgaben, Eine Rolle.
(Matthias Binder, 25. Juni 2021)

Weiterbildung in Zeiten von Digitalisierung und technologischem Wandel (Gastbeitrag von Dr. Simon Janssen, 31. Mai 2021)

Weiterbildung nach Corona (Patrick B. Fleck, 17. Mai 2021)

OECD-Bericht zur Weiterbildungssituation in Deutschland – eine kritische Lektüre (Dr. Stefan Baron, 29. April 2021)

Weiterbildung#Weiterdenken (Gastbeitrag von Christian Rauch, 15. April 2021)


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