Seit nun mehr als anderthalb Jahren begleitet uns die Corona-Pandemie, und damit auch viele Beschäftigte weiterhin die Arbeit von zu Hause. Auch wenn in einigen Büros die Normalität so langsam wieder einkehrt, arbeiten viele Beschäftigte weiterhin im Homeoffice. Im Folgenden Blogbeitrag soll es daher darum gehen, vor welchen Herausforderungen Unternehmen und Führungskräfte stehen, wenn es darum geht, ihren Mitarbeitenden passende Weiterbildungsangebote im Homeoffice und mobilen Arbeiten zu bieten.
Warum braucht es Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten im Homeoffice?
Die aufmerksamen Leserinnern und Leser dieses Blogs werden sich noch daran erinnern, dass die AgenturQ gemeinsam mit der Universität Konstanz im vergangenen Jahr eine Studie zum Thema Weiterbildung im Homeoffice durchgeführt hat. Dort ging es vor allem darum, wie die Beschäftigten in der Corona-Krise Weiterbildung von Zuhause sehen und ob ihnen die Unternehmen digitale Weiterbildungsangebote ermöglichen. Das mit überraschendste Ergebnis war, dass mehr als ein Drittel der Befragten angab, nicht die digitalen Weiterbildungsangebote zu kennen, die zu ihrer Arbeitsstelle oder zu ihren Kompetenzen passen. Nun könnte man meinen, dass dies damals der ungewohnten Corona-Situation geschuldet war und die Beschäftigten nun auch durch die fortschreitende Impfkampagne mehr und mehr ins Büro und somit auch zur klassischen Weiterbildung zurückkehren werden. Doch lässt sich mittlerweile klar konstatieren: Das Homeoffice wird so schnell nicht mehr aus dem Arbeitsalltag von Unternehmen verschwinden. Laut einer Prognose des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation plant die große Mehrheit der Personalmanager:innen und damit der Unternehmen nach der Krise die Möglichkeiten für mobiles Arbeiten zu erweitern (Deutschlandfunk, 2021).
Dies wird dadurch bestärkt, dass der Trend hin zu mehr mobilem Arbeiten und Homeoffice auch immer mehr Organisationen erlaubt, bei der Rekrutierung von neuen Beschäftigten aus einem breiteren Pool an Bewerber:innen zu schöpfen und somit Beschäftigte mit hohem Fachwissen einzustellen, welche jedoch komplett digital arbeiten und somit nur selten vor Ort sein werden. Dies hat zur Folge, dass die Unternehmen verstärkt angehalten sind, berufliche Fort- und Weiterbildung für Beschäftigte im Homeoffice fest in die bestehenden Prozesse zu verankern.
Was wünschen sich die Beschäftigten – Ergebnisse der Konstanzer Homeoffice Studie?
Für die Beschäftigten im Homeoffice ist es einerseits wichtig, weiterhin die für ihre Arbeitsstelle nötigen Kompetenzen zu besitzen und die dementsprechenden Weiterbildungsangebote zu erhalten. Gerade für Mitarbeitende im Homeoffice ist digitale Weiterbildung daher eine wichtige Möglichkeit, Kompetenzen zu gewinnen und an Schulungen teilzunehmen.
„Mehrheit der Beschäftigten sieht bisher keine Zunahme von digitalen Weiterbildungsangeboten durch die Corona Pandemie“
In unserer Konstanzer Homeoffice-Studie untersuchen wir seit Beginn der Pandemie im März 2020 in einer Stichprobe von 700 Erwerbstätigen, wie sich die Arbeitswelt durch das mobile Arbeiten verändert. In der vorletzten Befragungswelle im Januar 2021 wollten wir von den Befragten wissen, ob sie das Gefühl besitzen, dass durch die Pandemie die Möglichkeiten digitaler Weiterbildung bei ihrem Arbeitgeber zugenommen haben. Hier ergab sich ein gemischtes Bild: Während 56% keine Zunahme an digitalen Weiterbildungsangeboten wahrnahmen, taten dies immerhin 44% der Befragten.
„Nur jeder fünfte Mitarbeitende hat Schulungen zum richtigen Arbeiten im Homeoffice erhalten“
Andererseits ist das Arbeiten im Homeoffice generell ein anderes Arbeiten als im Büro: Durch die Vermischung von Arbeits- und Privatleben und die Nutzung von z. T. privatem Eigentum und Möbeln nimmt ergonomisches Arbeiten ebenso wie Selbstmanagement und Zeitplanung auch im Homeoffice eine immer wichtigere Rolle ein. In einer weiteren Befragung im Juni 2021 haben wir die Beschäftigten daher gefragt, ob sie von ihrem Arbeitgeber eine Schulung zum richtigen Arbeiten im Homeoffice erhalten haben. Die war gerade einmal bei 21%, der Teilnehmenden der Fall. Hier sehen wir unbedingt Nachholbedarf, sollte Homeoffice auch weiterhin in den Unternehmen gelebt werden. Auch wünschen sich mehr als 62% der Beschäftigten mehr Unterstützung von Betriebsräten und Gewerkschaften, wenn es um die Regulierung von Homeoffice und mobilen Arbeiten geht. Diese sollten hierbei besonders auf ausreichende Qualifizierungsmöglichkeiten von Mitarbeitenden für diese neue Arbeitswelt achten.
Wie sollten Unternehmen die Weiterbildung im Homeoffice gestalten?
In unserem kürzlich erschienen Buch „Homeoffice und mobiles Arbeiten“ identifizieren wir darüber hinaus mehrere Handlungsfelder, die von Organisationen bei der Implementierung digitaler Weiterbildungsangebote beachtet werden sollten (Kunze, Hampel, Zimmermann, 2021):
Kompetenzprofile erstellen. Es ist wichtig, dass die Unternehmen sich über die vorhandenen Kompetenzen ihrer Beschäftigten bewusst sind und eine klare Vision darüber besitzen, welche Kompetenzfelder in der Zukunft verstärkt gefördert werden sollen. Dies betrifft unter anderem auch die digitalen Grundkompetenzen, die als elementar für die Bewältigung des Strukturwandels, aber auch für erfolgreiches Arbeiten im Homeoffice angesehen werden.
Transparenz für die Weiterbildungsangebote schaffen. Wie schon anfangs erwähnt, kennen viele Beschäftigte nicht die passenden Weiterbildungsangebote zu ihrer Arbeitsstelle und den benötigten Kompetenzen. Oftmals könnte es aber sein, dass es die passenden Weiterbildungsangebote zwar gibt, die Beschäftigten jedoch nicht den Zugang zu diesen Informationen besitzen. Hier sind eine strukturierte Kommunikation sowie der Einsatz der Führungskräfte erforderlich.
Weiterbildung generell ermöglichen. Besonders im Homeoffice und mobilen Arbeiten, wo die genaue Belastung der Beschäftigten oft schwer einzuschätzen ist, sollte auf genügend freie Kapazität für Weiterbildung geachtet und aktiv darauf hingewiesen werden. Weiterbildung sollte auch im Homeoffice Teil der Arbeitszeit sein und somit nicht im Konflikt mit anderen Arbeitsaufgaben stehen.
Weiterbildungsangebote kreativ gestalten. Wie wir auch in der Studie im vergangenen Jahr beschrieben hatten, besteht weiterhin großes Interesse an interaktiven und kreativen Weiterbildungsangeboten. Lerninhalte können so bedarfsorientiert vermittelt werden und lösen reine Vorträge, gerade über zum Teil ermüdende Videokonferenzen ab.
Weiterbildungsmaßnahmen evaluieren. Auch für Weiterbildung im Homeoffice ist es notwendig, die Maßnahmen stets zu evaluieren. Was bei einer Weiterbildung vor Ort im Gespräch beim gemeinsamen Kaffeeaustausch mit den Verantwortlichen im Anschluss an das Training möglich ist, ist digital umso schwieriger umzusetzen. Daher sollte den Beschäftigten unbedingt der Raum gegeben werden, Feedback geben zu können, um die im Unternehmen vorhandenen Weiterbildungsangebote systematisch bewerten und vergleichen zu können.
Fazit
Somit lässt sich festhalten, dass Weiterbildung im Homeoffice weder ein Selbstläufer ist, noch als Notlösung für die Zeit während der Corona-Pandemie angesehen werden sollte. Laut den aktuellen Ergebnissen unsere Konstanzer Homeoffice Studie, gibt es in vielen Unternehmen, noch keinen systematischen Ausbau von digitalen Weiterbildungsmöglichkeiten für eine mobile Arbeitswelt. Da Homeoffice und mobiles Arbeiten auch nach Corona zum festen Bestandteil des Arbeitslebens gehören wird, sollten Unternehmen auch weiterhin feste Strukturen für digitale Weiterbildungsangebote verankern und die Präferenzen ihrer Mitarbeitenden hierzu abfragen und gerade die Effektivität von digitalen Weiterbildungsformaten kontinuierlich evaluieren und anpassen.
Quellen:
Deutschlandfunk (2021): Wie die Digitalisierung der Arbeitswelt jetzt weitergeht. https://www.deutschlandfunk.de/nach-der-corona-pandemie-wie-die-digitalisierung-der.684.de.html?dram:article_id=499064
Kunze, F., Hampel, K., & Zimmermann, S. (2021). Homeoffice und mobiles Arbeiten? Frag doch einfach! Klare Antworten aus erster Hand. utb.
Alle Ergebnisse der Konstanzer Homeoffice Studie gibt es unter dem folgenden Link: https://www.polver.uni-konstanz.de/kunze/konstanzer-homeoffice-studie/
Ein Gastbeitrag von Kilian Hampel und Prof. Dr. Florian Kunze, Lehrstuhl für Organisational Studies an der Universität Konstanz