15. Juni 2023  |  
Sophie Jachalke

Wissenschaftliche Weiterbildung – brauchen wir das in unseren Unternehmen?

Es ist schon lang kein Geheimnis, dass Qualifizierung der Schlüssel zum Erfolg ist. Eine Zeit lang ging es dabei vorrangig um un- und angelernte Arbeitskräfte, die für eine Tätigkeit qualifiziert werden sollten. Nicht nur durch die digitale Transformation, den demografischen Wandel und grundlegende Veränderungen von Arbeits- und Tätigkeitsprofilen geraten aber auch immer mehr andere Beschäftigtengruppen in den Fokus von Weiterbildung. Als Zielgruppe gelten dabei nicht mehr nur Mitarbeitende mit geringen Qualifikationen.

Bild 1: Never stopp learning

„Never stop Learning“ galt schon immer. Verändert hat sich dabei nur die Geschwindigkeit, mit der sich die Arbeitswelt heute wandelt.

Wissenschaftliche Weiterbildung als Aufgabe der Hochschulen

Umso mehr betrifft dies auch diejenigen im Unternehmen mit einem hohen Anteil an qualifizierten Arbeitskräften. Hier stellt sich häufig die Frage, welche Art der Qualifizierung die Beste ist. Wissenschaftliche Weiterbildung stellt hierfür eine entsprechende Möglichkeit dar. Die wissenschaftliche oder auch akademische Weiterbildung genannt, findet vorrangig an Hochschulen oder an von Hochschulen dafür eingerichteten Instituten statt. Wissenschaftliche Weiterbildung bildet dabei neben Lehre, Studium und Forschung die vierte Säule an Hochschulen. Und nicht nur dort, sondern auch im Landeshochschulgesetz, kurz LHG, von Baden-Württemberg werden die Hochschulen dazu aufgefordert, wissenschaftliche Weiterbildung zu betreiben. Dies regelt §31 Weiterbildung im LHG. Damit wird deutlich: wissenschaftliche Weiterbildung liegt zu großen Teilen in der Verantwortung der Hochschulen. Als Sparring-Partner in diesem Bereich sind die Unternehmen zu nennen, die ihre Mitarbeitenden auf hochschulischem Niveau qualifizieren wollen und müssen – um den Veränderungen standzuhalten.

Formen der wissenschaftlichen Weiterbildung

Nicht ohne Grund bildet die Weiterbildung das vierte Standbein der Hochschulen, denn mittlerweile gibt es neben den klassischen berufsbegleitenden Studiengängen weitere Formate, die für kurze, zielgerichtete Qualifizierungen entwickelt wurden. Neben Diploma sowie Certificate of Advanced und Basic Studies können Zertifikate mit und ohne Abschlussprüfung sowie Teilnahmebescheinigungen an Hochschulen erlangt werden.

Bild 2: Übersicht der Formate und Abschlüsse in der wissenschaftlichen Weiterbildung

Dabei reichen die Formate von Ganztagesseminaren über Mikro-Lerneinheiten zu Online-Veranstaltungen und Blended Learning. Und das ist nur eine Auswahl dessen, wie wissenschaftliche Weiterbildung stattfinden kann. Fakt ist: Lerninhalte sollen entsprechend der Zielgruppe aufbereitet sowie aufbauend auf die im Berufsalltag erworbenen Erfahrungen vermittelt werden. Wie das funktioniert? Mit entsprechenden Methoden und einer Didaktik, die auf die Qualifizierung von Berufstätigen ausgerichtet ist. Was jetzt noch fehlt? Die Zeit für Weiterbildung!

Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten

Zeit – eine Ressource, die in jedem Unternehmen knapp ist. Doch es lohnt sich, die nötige Zeit in eine sinnvolle Weiterbildung und somit in die Qualifizierung der Beschäftigten auf die veränderten Anforderungen der Arbeitswelt zu investieren. Die Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung sind häufig auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet und ermöglichen ein Studium oder einen Zertifikatslehrgang neben der beruflichen Tätigkeit.

Bild 3: Planning Time

Um Weiterbildung neben der beruflichen Tätigkeit einrichten zu können, sollte diese möglichst in der Arbeitszeit der Beschäftigten liegen. Der Tarifvertrag zur Qualifizierung für Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg (kurz TV Quali) sieht hierfür Folgendes vor:

  • § 3 regelt, dass Kosten aus Weiterbildungen vom Arbeitgeber getragen werden, die Zeit für Qualifizierung als Arbeitszeit gilt und das Monatsentgelt fortgezahlt wird,
  • § 5 sichert den Anspruch der Beschäftigten auf eine befristete Teilzeit für Weiterbildungen zur persönlichen beruflichen Entwicklung und
  • § 6 regelt die befristete Ausscheidensvereinbarung mit Wiedereinstellungszusage.

Neben den Regelungen im TV-Quali gibt es u.a. weitere Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten:

  • Qualifizierungschancengesetz
  • Bildungsfreistellung
  • Bildungsprämie/ Spargutschein
  • Studienkredite/ Stipendien.

Die AgenturQ hat einige der Fördermöglichkeiten hier näher erläutert.

Kompetenzbedarfe in der M+E-Industrie

Jetzt fehlt nur noch eine Antwort: Welche Kompetenzen benötigen die Unternehmen in den kommenden Jahren?

Bild 4: Future Skills Studie

Die Future Skills Studie der AgenturQ kann helfen, Antworten auf die Frage zu finden, welche Kompetenzen in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2026 am dringendsten benötigt werden. Hoch nachgefragt sind Kompetenzbedarfe u.a. in folgenden Bereichen:

  • Softwaregestützte Steuerung von Geschäftsprozessen,
  • Electrical Engineering
  • Grundlegende IT-Fähigkeiten sowie
  • Problemlösefähigkeit.

Der nächste Schritt zu einer wissenschaftlichen Weiterbildung kann über verschiedene Plattformen gemacht werden. Im Folgenden werden ein paar ausgewählte Weiterbildungsplattformen vorgestellt:

  • Hochschulkompass: hier befindet sich eine Vielzahl der von Hochschulen angebotenen Studiengänge, darunter sowohl generische, als auch weiterbildende Studienprogramme.
  • Hoch & Weit: hier lassen sich bundesweite Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung unterhalb der Studiengang-Ebene finden.
  • Südwissen: die Plattform beinhaltet Programme der akademischen Weiterbildung, die im Süden Deutschlands angesiedelt sind.
  • Fortbildung-bw: eine Plattform, die eine große Anzahl an Fort- und Weiterbildungsnageboten aus dem baden-württembergischen Raum bereithält.

Auch im Bereich der wissenschaftlichen Weiterbildung kann man nahezu von einem Weiterbildungsdschungel sprechen.

Die Plattformen versuchen die Angebote zu ordnen und den Nutzer*innen den Zugang zu erleichtern.

Die im Titel dieses Beitrags gestellte Frage „Wissenschaftliche Weiterbildung – brauchen wir das in unseren Unternehmen?“ kann eindeutig mit „Ja!“ beantwortet werden. Wissenschaftliche Weiterbildung bedient in den Unternehmen aktuell noch eine Nische, wird in den kommenden Jahren jedoch immer wichtiger werden. Eine Qualifizierung auf hochschulischem Niveau, entwickelt auf den aktuellen wissenschaftlichen Standards gewinnt hinsichtlich der Transformation an Bedeutung.

Bildnachweise:

Bild 1: Never stop Learning

Bild 2: Übersicht der Formate und Abschlüsse in der wissenschaftlichen Weiterbildung

Bild 3: Planning Time

Bild 4: Future Skills Studie