Newsletter 3. Quartal 2023

Die Zukunft

beginnt mit

Qualifizieren


Inhaltsverzeichnis

Editorial

Neues aus der AgenturQ

Im Interview

Wissenswertes und Interessantes

Für Sie gelesen – dabei gewesen

Praxistipp

Termine

Blogbeiträge


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie können Lernfabriken 4.0 an Beruflichen Schulen stärker für Berufliche Weiterbildung genutzt werden? Darüber hat sich in den letzten 12 Monaten auf Initiative der AgenturQ eine Projektgruppe der Allianz Industrie 4.0 Gedanken gemacht. Die Ergebnisse möchten wir Ihnen in diesem Newsletter vorstellen. Auch unser Interview mit Sandra Hartwig von der WAFIOS AG in Reutlingen und Dr . Falk Hartmann von der Carl-Benz-Schule in Gaggenau haben wir der Frage gewidmet. Einer unserer Praxistipps beleuchtet dieses Mal die Frage, wie der Lerntransfer von Weiterbildungsmaßnahmen gesteigert werden kann, außerdem haben wir uns unter anderem mit der Frage beschäftigt, wie Gamification in der Weiterbildung eingesetzt werden kann. Dies sind sicherlich spannende Themen für die betriebliche Weiterbildungspraxis. Und natürlich haben wir uns umgeschaut und möchten Sie über spannende Veranstaltungen in diesem Herbst informieren.

Apropos Herbst. Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und da stellt sich die Frage, ob Sie dieses Jahr schon an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen haben. Wir sollten nicht nur über Weiterbildung reden, sondern uns auch selbst weiterbilden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihne eine anregende Lektüre unseres Newsletters.

Ihr


Neues aus der AgenturQ

Ergebnisse der Projektgruppe Lernfabriken 4.0 der Allianz Industrie 4.0

Auf Initiative der AgenturQ hat sich in den letzten Monaten eine Projektgruppe innerhalb der Allianz Industrie 4.0 mit der Frage beschäftigt, wie die Lernfabriken 4.0 an Beruflichen Schulen in Zukunft stärker auch für die berufliche Weiterbildung genutzt werden können. Die Projektgruppe wurde durch Herrn Prof. Dr. Lars Windelband vom KIT wissenschaftlich begleitet, erste Ergebnisse hat er bereits auf der Fachtagung der AgenturQ am 6. Juli 2023 vorgestellt. In Kürze werden die finalen Ergebnisse der Projektgruppe inklusive Beispiele guter Praxis auf der Homepage der Allianz Industrie 4.0 präsentiert.

Die wissenschaftliche Begleitforschung hat fünf konkrete Handlungsempfehlungen identifiziert:

  1. Rahmenbedingungen für Weiterbildungen müssen verändert werden.
  2. Angebote der Lehrkräftefortbildung müssen für Themen der beruflichen Weiterbildung geöffnet werden.
  3. Die Angebote der Beruflichen Schulen müssen für die Zielgruppen spezifiziert werden.
  4. Es braucht Angebotsplattformen für die Verbreitung der Weiterbildungsangebote.
  5. Es braucht Betreibermodelle, die das Angebot vor Ort organisieren. Die Schule oder der Förderverein können dies nicht.

Die AgenturQ wird bei dem Thema am Ball bleiben. Gemeinsam mit dem KIT und anderen Partnern haben wir beim Bundesinstitut für Berufsbildung einen InnoVET Plus Antrag gestellt. Sollte eine Förderung bewilligt werden, können wir ab nächstem Jahr am Thema weiterarbeiten.


Transformation gestalten – Kompetenzen stärken

Das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald (TraFoNetz) hat in den letzten sechs Monaten erhebliche Fortschritte erzielt. Zahlreiche Maßnahmen und Veranstaltungen zur Information, Begleitung und Unterstützung von Unternehmen und Beschäftigten in der Automobil- und Zulieferbranche in der Region sind geplant, angelaufen oder bereits umgesetzt worden. Wir sind begeistert darüber, wie die Bekanntheit des TraFoNetzes stetig wächst und das Angebot an Veranstaltungen auf breites Interesse stößt.

In einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt ist kontinuierliche berufliche Weiterbildung unverzichtbar, um das volle Potenzial der Beschäftigten zu erhalten und zu erweitern. Im Rahmen des Arbeitspakets der AgenturQ, die sich durch ihre Expertise im Bereich der beruflichen Weiterbildung auszeichnet, setzen wir uns unermüdlich dafür ein, die Transparenz im Weiterbildungssektor zu erhöhen. Unser Ziel ist es sicherzustellen, dass Unternehmen, Betriebsräte und Beschäftigte gleichermaßen einfachen Zugang zu allen relevanten Informationen haben und bei der Entwicklung zielgerichteter Weiterbildungsmaßnahmen unterstützt werden.

In den kommenden zwei Monaten stehen im Projektbereich der Kompetenzentwicklung und Qualifizierung zwei große regionale Fachtagungen an. Zu diesen laden wir Sie herzlich ein. Die nächste Veranstaltung findet am 18.10.2023 im Turmquartier in Pforzheim statt. Das Thema der Veranstaltung sind Transferqualifizierungen in der Automobil- und Zulieferindustrie, die als entscheidende Möglichkeit gesehen werden, die Transformation zu bewältigen. Wir freuen uns auf den Austausch und die Diskussionen. Einladung und Agenda finden Sie unter den angegebenen Links. Die zweite Veranstaltung wird voraussichtlich am 29. November 2023 in Horb stattfinden.

Gleichzeitig arbeiten wir an einer Analyse der Future Skills, die in unserer Region zunehmend an Bedeutung gewinnen. Diese Analyse wird als Grundlage dienen, um gemeinsam mit Unternehmen und Beschäftigten maßgeschneiderte Weiterbildungswege zu definieren und umzusetzen. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse der Analyse, da sie den Weg für zielgerichtete Weiterbildungskonzepte weisen und eine passgenaue Gestaltung der beruflichen Weiterbildung ermöglichen wird. Weitere Informationen zum finden Sie auf unsere Webseite www.trafonetz.de.


Aktionswochen Menschen in Arbeit Fachkräfte in den Regionen

Die AgenturQ hat sich auch dieses Jahr wieder an den Aktionswochen Menschen in Arbeit Fachkräfte in den Regionen beteiligt und folgende Webinare angeboten:

  1. Gestaltung beruflicher Übergangspfade in der Automobil – und Zulieferindustrie Baden-Württemberg
  2. Den vorzeitigen Abbruch beim Corporate E-Learning verhindern!
  3. KI in der Arbeitswelt – Bedrohung oder Heilsbringer
  4. Aller Anfang ist schwer – Entwicklung einer Weiterbildungsstrategie für das Unternehmen

Einen Mitschnitt und die gezeigten Folien finden Sie ab sofort unter Mediathek – AgenturQ


Im Interview

Lernfabriken für die berufliche Weiterbildung nutzen

Die Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag niedergeschrieben, dass sie die Lernfabriken 4.0 an beruflichen Schulen verstetigen, flächendeckend ausbauen und noch stärker in der Weiterbildung positionieren will. Auf Initiative der AgenturQ hin hat sich in den letzten Monaten die Projektgruppe „Lernfabriken 4.0 für die berufliche Weiterbildung nutzbar machen“ der Allianz Industrie 4.0 eben mit der Frage beschäftigt, wie Lernfabriken 4.0 noch stärker in der Weiterbildung positioniert werden können. Die Ergebnisse werden in Kürze auf der Internetseite der Allianz Industrie 4.0 veröffentlicht werden. Aus Anlass des Projektendes haben wir mit Sandra Hartwig, Human Resources Specialist bei der WAFIOS AG in Reutlingen, und Dr. Falk Hartmann, Schulleiter der Carl-Benz-Schule in Gaggenau, über den Mehrwert und Gelingensfaktoren einer Öffnung von Lernfabriken 4.0 an Beruflichen Schulen für Weiterbildungsangebote gesprochen. Hier ein Auszug aus dem Gespräch. Eine Videoaufzeichnung des gesamten Gesprächs steht in der Mediathek der AgenturQ zur Verfügung.

Stefan Baron: Sehr geehrte Frau Hartwig, können Sie uns aus Sicht des Unternehmens kurz schildern, welchen Mehrwert Sie in einer stärkeren Kooperation mit den Lernfabriken 4.0 sehen?

Sandra Hartwig: Wir haben vor Corona angefangen, eine Basisschulung anzubieten, bei der sich wirklich jeder Beschäftigte anmelden konnte, der Interesse an Industrie 4.0 Themen hat. Wir hatten auch eine enorme Nachfrage und haben mehrere Gruppen in vier oder fünf Modulen geschult. Das war ein großer Erfolg.

Stefan Baron: Herr Hartmann, was ist denn aus Ihrer Sicht als Schulleiter der Hauptmehrwert einer verstärkten Kooperation mit den Unternehmen?

Falk Hartmann: Als wir damals die Anlage beschafft haben, haben wir ein pädagogisches Konzept geschrieben und das war unsere Verbindung zum Unternehmen. Nun haben wir den Luxus, dass wir einen großen dualen Partner haben, über den 70 bis 80 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler in Ausbildung sind. Mit dem Unternehmen können wir uns über Inhalte und gemeinsame Ziele absprechen. Die Unternehmen bringen ihre Belange ein und dieser Praxisbezug ist für uns enorm wichtig. Die Kolleginnen und Kollegen in der Schule können sich dann daran machen und die passenden Angebote entwickeln. Letztlich ist es ein customized approach, die Kooperation bietet Synergien für beide Seiten. Das Unternehmen spart sich eine eigene Anlage und wir profitieren inhaltlich vom Austausch auf Augenhöhe.

Sandra Hartwig: Der Praxisbezug der Lernfabriken ist natürlich ein ganz klarer Mehrwert. Wenn wir unsere Bedarfe einbringen könnten und diese dann in die Inhalte der Lernfabriken 4.0 einfließen würden, wäre das für unsere Auszubildenden, Schüler und Techniker ein Gewinn. Wir hätten unsere Themen schon in die Ausbildung integriert und zudem könnten unsere Mitarbeitenden viel gezielter auf unsere Bedarfe hin geschult werden. Aber ich sehe auch ein Problem. Häufig haben die Schulen doch gar nicht die Manpower und die Kapazitäten, um ein Curriculum aufzubauen, das über eine Basisschulung hinaus geht.

Falk Hartmann: Das kommt darauf an und hängt sicherlich auch von anderen Umständen und Randbedingungen ab. Wir haben schon Schulungen für Unternehmen gemacht, zum Beispiel Hochvoltschulungen, und haben dafür Lehrkräfte freigestellt und den Unterricht über Vertretungsregelungen organisiert. Wir können die Schulungen aus unserem hausinternen Katalog anbieten, der sich in den letzten drei bis vier Jahren auch weiterentwickelt hat. Eben auch aus dem Kontakt mit der Industrie heraus, die uns ihre Bedürfnisse nennt und wir entsprechend weiterdenken.

Stefan Baron: Ich habe jetzt schon einiges herausgehört. Herr Hartmann, was sind denn aus Sicht einer Beruflichen Schule Gelingensfaktoren für die stärkere Nutzung von Lernfabriken 4.0 durch Unternehmen?

Falk Hartmann: Ganz klar braucht es einen beständigen Austausch, zum Beispiel mittels eines festen Jour Fixe. Und dann müssen wir das Angebot in die Breite tragen, Fortbildungen für die Lehrkräfte selbst organisieren und die Teams vergrößern. Momentan ist es eher Zufällen überlassen, ob es an Schulen Teams für solche Weiterbildungsangebote gibt und wieviel Herzblut sie in so eine Anlage stecken. Für die Schule braucht es sicherlich auch Freiräume für die Organisation, zum Beispiel eine andere Deputatsgestaltung. Die Stundenplanteams müssen so eine Kooperation mittragen und natürlich die Schulleitung. Sie hat möglicherweise eine andere Wahrnehmung auf das Thema als die beteiligten Lehrkräfte, muss ihm aber Priorität einräumen. Letztlich braucht das ganze System eine hohe Flexibilität und freie Räume.

Stefan Baron: Was sind denn aus Sicht von WAFIOS Gelingensfaktoren für die Nutzung von Lernfabriken 4.0 für die berufliche Weiterbildung.

Sandra Hartwig: Es braucht ein klares Interesse von beiden Seiten. Das ist auf Seiten der Schulen nicht immer der Fall. Das kann ich auch nachvollziehen, denn die Deputate müssen auch erstmal zur Verfügung stehen. Und wir kommen dann mit unserer Weiterbildung „on top“. Bei uns an der Schule steckt vor allem das Engagement eines einzelnen Lehrers dahinter.

Und dann braucht es von beiden Seiten klare Verantwortlichkeiten, vielleicht auch eine Verantwortungsteilung und mehr Aufgaben für uns als Partnerfirma. Schulen brauchen zudem Ressourcen für die Maßnahmen. Das würde uns die nötige Planungssicherheit geben, ob wir den nächsten Durchgang der Weiterbildung planen können oder nicht. Aber das liegt nicht in der Verantwortung unserer Partnerschule.

Stefan Baron: Herr Hartmann, können Lernfabriken 4.0 an beruflichen Schulen auch sehr spezifische Weiterbildungsangebote machen oder bleibt die Weiterbildung eher auf einem allgemeinen Level?

Falk Hartmann: Wir haben ja einen großen dualen Partner, der seinen Bedarf identifizieren konnte. Uns fehlt aber in vielen kleinen und mittelständischen Firmen der Kümmerer, der sich mit dem Thema auseinandersetzt und uns eine Antwort auf die Frage geben kann, was sie brauchen. Natürlich sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir unseren größten dualen Partner bedienen können, aber der Blick in andere Industriezweige fehlt. Wir haben jetzt eine Basisschulung erstellt. Und für alles was darüber hinaus geht, sind wir davon abhängig, dass die Betriebe uns sagen, was sie brauchen. Und dann glaube ich, dass wir da was hinbekommen. Aber eine relativ große Schwäche ist, dass es von Seiten der Unternehmen keine Anfragen gibt. Obwohl wir als Art Kompetenzzentrum über eine Ausstattung für die Weiterbildung verfügen, die sich Betriebe nicht leisten wollen oder können.

Stefan Baron: Frau Hartwig, sind Sie auch ein Ankerpartner oder gibt es weitere Unternehmen als dualer Partner der Schule, die die Schaffung von spezifischeren Weiterbildungsangeboten schwieriger machen?

Sandra Hartwig: Wir sind auch ein wichtiger Firmenpartner und wir haben ja auch in der Projektgruppe der Allianz Industrie 4.0 darüber gesprochen, wie man andere Firmen beteiligen könnte – zum Beispiel ähnlich gelagerte Unternehmen aus dem Maschinenbau. Da ist man natürlich schnell bei der Frage der Kapazität der Schule, da deren Möglichkeiten bislang gerade mal für uns ausgereicht haben. Und dann habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass sich bei möglichen Unternehmenskooperationen Firmenvertreter Sorgen um Einblicke durch Wettbewerber machen. Wir haben bei uns in der Region aber keinen direkten Mitbewerber. Insofern könnten wir uns vorstellen, dass man in Projektgruppen etwas gemeinsam auf die Beine stellt und damit natürlich auch einen gewissen Druck von der Schule nehmen könnte. Aber dafür muss bei kleineren Unternehmen Interesse vorhanden sein und die Wahrnehmung, dass die Nutzung der Lernfabrik 4.0 etwas bringt.

Stefan Baron: Gehen wir mal optimistisch davon aus, dass sich die Lernfabriken 4.0 in den nächsten Jahren zu Kompetenzzentren weiterentwickeln. Dann könnte theoretisch ein Konkurrenzverhältnis zu etablierten Weiterbildungsträgern entstehen. Herr Hartmann, gab es da schon Diskussionen darüber, wie man mit so einem vermeintlichen Konkurrenzverhältnis umgehen könnte?

Falk Hartmann: Sicherlich. Aber ich glaube gar nicht, dass man unbedingt in diese Richtung streben will. Wir wollen mit dem Förderverein mit niemanden konkurrieren. Und da sehe auch nicht die Schulen, das würde sie überfordern. Ich möchte die Schulen zudem davor schützen, dass sie zu Dienstleistern werden, die Weiterbildungen anbieten und abrechnen. Ich sehe da auch nicht den Förderverein. Der könnte höchstens die Rechnungen schreiben und Honorare ausbezahlen. Denn es sind ja Lehrkräfte, die im Förderverein aktiv sind und für so etwas Zeit brauchen. Wir brauchen etwas anderes, etwas Niedrigschwelliges. Im besten Fall gibt es einen Kümmerer außerhalb der Schule, der genau weiß, was für Weiterbildungsmodule wir als Schule anbieten können und diese bewirbt. Und wenn eine Nachfrage bestünde, würde er bei uns anfragen, ob wir das anbieten können. Und die Kolleginnen und Kollegen, die eine Basisschulung oder auch mehrtägige Weiterbildungen anbieten, würden dann ihren Tagessatz abrechnen. Ich könnte mir vorstellen, dass die IHK die Rolle eines Kümmerers übernimmt, den Schulträger sehe ich da eher nicht. Aber letztlich hängt die ganze Diskussion vom Betreibermodell ab.

Stefan Baron: Frau Hartwig, ich kann mich noch an ein Telefonat mit einer Schulleiterin erinnern, die mir sagte, dass viele Lehrkräfte ohnehin schon mit einem reduzierten Deputat arbeiten würden und kein Interesse daran haben, sich darüber hinaus einzubringen. Hängt es also von der Schulgemeinschaft ab, wie eine Kooperation zwischen Schule und Unternehmen gelebt wird?

Sandra Hartwig: Ich sehe es auch so, dass es ein Betreibermodell geben muss. Es ist ja nicht die originäre Aufgabe der Schule, berufliche Weiterbildung zu organisieren. Sie haben ja auch gar nicht die Ressourcen dafür und arbeiten nicht  gewinnorientiert. Aber zu Ihrer Frage: Ich weiß nicht, was die Schulen sagen würden, wenn Lehrkräfte ihr Deputat reduzieren, um das entgangene Entgelt dann nachmittags oder in der Freizeit durch Angebote für die Industrie wieder reinzuholen. Ich nehme an, dass das für die Schulgemeinschaft nicht gerade förderlich ist. Wenn ich Schulleiterin wäre, würde ich das schon problematisch finden.

Falk Hartmann: Frau Hartwig, ich sehe das als Schulleiter nicht so kritisch. Es ist egal, ob Lehrkräfte ihr Deputat aus familiären Gründen oder anderen Gründen reduzieren. Ich bin erstmal froh, dass ich sie mit ihrer Expertise an meiner Schule habe und möchte auch, dass sie mit ihren Kompetenzen bleiben.  Für mich ist es auch eine Frage der Führung und der Möglichkeiten, welche die Schule Lehrkräften anbieten kann. Ich möchte nicht, dass ihnen langweilig wird und sie zu einer anderen Schule wechseln, an der sie mehr Herausforderungen und Freiheiten erhalten. Und dann gibt es für mich als Schule noch den Benefit, dass die Lehrkräfte durch die Kooperation mit den Unternehmen den Praxisbezug bekommen und ihr Wissen aktuell halten können. Da werden Fragestellungen angerissen, von denen wir sonst nichts mitbekommen würden. Davon profitiert dann auch der Unterricht ungemein. Insofern glaube ich schon, dass man Kolleginnen und Kollegen finden würde, die Weiterbildungen für Unternehmen anbieten würden. Die machen das sicherlich nicht aus Lust und Tollerei. Aber wenn sie einen marktüblichen Stundensatz bekommen, finden sich auch Leute, die so etwas gerne machen. Und was die Stundenreduktion angeht. Wir reden hier über zwei Kurse im Jahr, mehr ist gar nicht leistbar.

Stefan Baron: Herzlichen Dank für diese wertvollen Einblicke. Ich denke, da können wir für das geplante Projekt einiges mitnehmen. Ich komme jetzt schon zu meiner letzten Frage. Frau Hartwig, wenn wir fünf Jahre in die Zukunft blicken, wodurch würde sich den für Sie ein funktionierendes Weiterbildungsangebot an einer Lernfabrik 4.0 auszeichnen?

Sandra Hartwig: Das Optimum für mich wäre, dass ein Geben und Nehmen entsteht. Ideal wäre ein Jour Fixe, in dem sich ein oder zwei Ansprechpartner aus der Schule und zwei Vertreter des Unternehmens – idealerweise aus HR und aus einer technischen Fachabteilung –   regelmäßig zusammensetzen, um sich gemeinsam über die Bedarfe auszutauschen: Was braucht Ihr, was können wir leisten, was können wir daraus entwickeln? Wo können wir uns gegenseitig Dinge abnehmen? Vielleicht haben wir ja aus Kundenschulungen Konzepte oder Ideen, die sich auf die Lernfabriken übertragen ließen. Und dann ist die Nachhaltigkeit wichtig. Wir brauchen eine Planungssicherheit, das heißt nach Möglichkeit feste Ansprechpartner und die Gewissheit, dass auch im kommenden Schuljahr Angebote zustande kommen. Aber klar ist: Wir müssen als Unternehmen unseren Bedarf klar formulieren. Dazu kann ja ein solcher Jour Fixe dienen.

Stefan Baron: Herr Hartmann, wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?

Falk Hartmann: Ich kann mich da Frau Hartwig nur anschließen. Wir brauchen eine ständige Rückkopplung zwischen Beruflicher Schule und Betrieben. Wir müssen wissen, welche Themen Priorität für die Unternehmen haben. Mein Eindruck ist, dass es massiv Richtung Datensicherheit, Datenmengen, Datenanalyse geht. Aber ist das auch so? Was verändert sich in den Unternehmen? Was seht Ihr jetzt mehr als vor ein paar Jahren oder im letzten Jahr? Da brauchen wir als Schule eine Rückmeldung. Unsere Anlage bleibt die gleiche, aber wir könnten dann den Fokus in unserem Angebot verschieben. Wir könnten beispielsweise sagen, dass wir weggehen vom reinen Programmieren eines Greifers und stattdessen fragen, wie gesammelte Daten zur Qualitätsverbesserung verwendet werden können. Ich fände es ganz charmant, solche Fragen entlang der Wertschöpfungskette zu bearbeiten. Wir könnten die Produktion in einzelne Prozessschritte zerlegen und schauen, wo greift das Thema Industrie 4.0 überhaupt. Und für diesen Prozessschritt kann das Unternehmen dann Erwartungen formulieren und die Schule entwickelt daraus dann eine Lernsituation. Das wäre für uns als Schule unglaublich hilfreich und meine Erwartungshaltung wäre, dass wir hier stärker in einen Diskurs treten.

Stefan Baron: Das werden wir tun. Ich hoffe, dass die Ergebnisse der Projektgruppe der Allianz Industrie 4.0 hier einen weiteren Impuls setzen. Liebe Frau Hartwig, lieber Herr Hartmann, herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch genommen haben. Ich konnte viele Anregungen mitnehmen.


Wissenswertes und Interessantes

Ausschreibung zum Deutschen Fachkräftepreis

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat den Deutschen Fachkräftepreis ausgeschrieben. Bis zum 31. Oktober können sich Unternehmen und Institutionen in sieben Kategorien mit ihren innovativen Ideen für den Preis bewerben. Eine der sieben Kategorien ist die Weiterbildung.  Sie investieren in die Qualifizierung Ihrer Mitarbeitenden und stärken ihre Stärken? In der Arbeitswelt im Wandel sind Sie immer einen Schritt voraus? Dann sind Sie preisverdächtig in der Kategorie „Weiterbildung“. Auf zur Bewerbung!


Neuer Policy-Brief der Bertelsmann Stiftung: „Acht Forderungen für die Weiterbildung von morgen. Berufliche Qualifizierung in Zeiten der Transformation“

Der Policy-Brief der Bertelsmann Stiftung wirft einen Blick auf die Akteure, Strukturen und Formate der beruflichen Qualifizierung. Er fragt danach, ob diese gewappnet sind für die Anforderungen in der Transformation. Dafür vergleicht er die zentralen Weiterbildungsformate und stellt heraus, für welche spezifischen Qualifizierungsbedarfe sie besser oder weniger geeignet sind. Verschiedene Expert:innen aus dem Bereich der beruflichen Bildung geben ihre Perspektive auf das drängende Thema Weiterbildung im Strukturwandel. Dr. Stefan Baron war für die AgenturQ mit dabei.


Gamification in der Weiterbildung

Die Gesellschaft und deren Bedingungsfaktoren befinden sich in einem permanenten digitalen sowie gesellschaftlichen Wandel. Mit dem Wandel der Gesellschaft ändern sich auch die Art und Weise, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen lernen. Klassische Weiterbildungsformate wie Präsenz- oder virtuelle Trainings, Web Based- und Video- Trainings werden zunehmend mit anderen Formaten und Erweiterungen ergänzt. Hier kommt Gamification ins Spiel. Gamification ist eine neue Art des Lernens und findet auch in der betrieblichen Weiterbildung immer mehr Anwendung. Aber wie funktioniert Gamification in der betrieblichen Weiterbildung? Mit diesem Artikel möchten wir erklären, was Gamification ist und wie sie in der betrieblichen Weiterbildung eingesetzt werden kann.

Was ist Gamification?

Gamification ist laut Gabler Wirtschaftslexikon die Übertragung von spielerischen Elementen in spielfremde Kontexte. Alternativ werden ebenfalls die Begriffe „Gamifizierung“ oder „Spielifizierung“ verwendet. Das Prinzip der Gamification findet in verschiedenen Kontexten Anwendung. Beispiele sind Treueprogramme im Supermarkt und Restaurants zur Kundenbindung oder bei Bonusprogrammen im Bahn- und Flugverkehr. Auch in Unternehmen findet Gamification immer mehr Anwendung. So kann Gamification in der betrieblichen Weiterbildung eingesetzt werden, um die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu steigern und sie gleichzeitig zu qualifizieren.

Wie kann Gamification in der betrieblichen Weiterbildung in Unternehmen eingesetzt werden?

Innovative Weiterbildungsansätze nutzen bereits heute vielfältige Gamification-Konzepte. So kann Gamification, wenn richtig eingesetzt, zu einem effizienteren und effektiveren Lernprozess führen und gleichzeitig das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigern. Unternehmensplanspiele sind beispielsweise eine wichtige Plattform für die gamifizierte Weiterbildung. Sie nutzen gamifiziertes Lernen, indem sie eine virtuelle Lernumgebung schaffen und reale Geschäftsszenarien simulieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen auf diese Weise praktische Einblicke in Unternehmensführung, Strategieentwicklung und Entscheidungsfindung und haben die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse in einem risikofreien Umfeld zu testen und zu verbessern. Insgesamt hat die gamifizierte Weiterbildung zahlreiche Vorteile und ist ein effektives Mittel, um den Lernerfolg in der betrieblichen Weiterbildung zu steigern. Die gamifizierte Weiterbildung lohnt sich aus diesem Grund sehr. Wenn Sie sich ausführlicher über das Thema informieren wollen, können Sie das hier tun.


Für Sie gelesen – dabei gewesen

Fachtag „Zukunft sichern- Weiterbildung gestalten“

Im Rahmen der Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW fand am 28.09.2023 der gemeinsame Fachtag „Zukunft sichern-Weiterbildung gestalten“ des Kultus-, des Wirtschafts- und des Wissenschaftsministerium statt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Wissenschaftsministerin Petra Olschowski und Kultusstaatssekretärin Sandra Boser haben gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus dem (Weiter-)Bildungsbereich über die wichtige Rolle der Weiterbildung für die Zukunft diskutiert. So betonte Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner Eröffnungsrede: „Damit wir das volle Potenzial im Land nutzen können, brauchen wir ein breites Bewusstsein für das Thema und die klare Erkenntnis: Weiterbildung wird immer wichtiger“.

Der Fachtag gab spannende Impulse, welche Strategien es bedarf, um Weiterbildung in den verschiedenen Bereichen von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu stärken. Er zeigte auf, was bisher mit der gemeinsamen Weiterbildungsoffensive bereits erreicht wurde.

Einen ausführlichen Bericht zum Fachtag finden Sie auf den Internetseiten des Kultusministeriums und des Wirtschaftsministeriums. Zum Hintergrund: Die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW wurde Anfang 2021 auf Initiative der Landesregierung gestartet, um Angebote zu vernetzen, die Qualifizierung von Beschäftigten zu fördern sowie Unternehmen, Hochschulen, Kammern, gemeinnützige Weiterbildungsträger und andere Bildungspartner zu unterstützen. Bis 2024 stehen dafür 40 Millionen Euro bereit. Auf der digitalen Plattform www.thechaence.com  werden fortlaufend aktuelle Informationen und Angebote zum Thema Weiterbildung für Beschäftigte, Unternehmen und Bildungseinrichtungen veröffentlicht.


Neuer IAB-Forschungsbericht erschienen: Geförderte Weiterbildung von Beschäftigten – Hürden der Inanspruchnahme aus Sicht von Arbeitsagenturen und Betrieben

Das sogenannte Qualifizierungschancengesetz (§ 82 SGB III) ist seit der Verabschiedung in vieler Munde, aber nicht in aller Munde. Und dies, obwohl es für Unternehmen unter den im Gesetzestext formulierten Bedingungen umfangreiche finanzielle Förderungen von Weiterbildung bietet. Konkret ist die Förderung darauf gerichtet, „Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die berufliche Tätigkeiten ausüben, die durch Technologien ersetzt werden können oder in sonstiger Weise vom Strukturwandel betroffen sind, eine Anpassung und Fortentwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen zu ermöglichen, um den genannten Herausforderungen besser begegnen zu können.“

Forscherinnen und Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung haben nun untersucht, warum das Gesetz nicht in aller Munde ist bzw. die Weiterbildungsförderung für Beschäftigte bislang eher selten in Anspruch genommen wird. Teilweise sind die Gründe bekannt – das Instrument der Weiterbildungsförderung ist beispielweise schlicht nicht bekannt oder aber es fehlen die Ressourcen, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Neu sind hingegen die Rückmeldungen, dass zertifizierte Angebote fehlen oder aber die vier Jahre Abstand zwischen einer geförderten Bildungsmaßnahme und einer neuerlichen geförderten Fördermaßnahmen zu lang sind.

All die Gründe gilt es nun genau zu analysieren und vor allem die richtigen Ableitungen für die Arbeit der AgenturQ und der vielen Weiterbildungsprojekte wie z.B. den Transformationsnetzwerken, Weiterbildungsverbünden oder Qualifizierungsverbünden zu treffen. Überall dort, wo ein Betriebskontakt entsteht, muss zukünftig auf die Fördermöglichkeiten der Bundesagentur für Arbeit hingewiesen werden. Und vielleicht schaffen wir es ja auch, das bürokratische Verfahren etwas zu vereinfachen. Der komplette Forschungsbericht steht auf der Homepage des IAB zum Download bereit.


Praxistipp:

Sechs Tipps zur KI-Einführung

Vor bald einem Jahr hat OpenAI die Software-Version GPT-3 vorgestellt, innerhalb von fünf Tagen nutzten weltweit rund eine Million Nutzer:innen Chat GPT. Seitdem diskutieren immer mehr Unternehmen über die Einführung von KI-Anwendungen, in einzelnen Arbeitsbereichen werden bereits KI-Lösungen eingesetzt. Aber wie muss man bei der Einführung von KI vorgehen, um möglichst viele Mitarbeitende von der neuen Technologie zu überzeugen?

Unter anderem mit dieser Frage hat sich das im vergangenen Jahr abgelaufenen Projekt MeKIDI (Menschengerechte KI-basierte Prozessdigitalisierung in der Energiewirtschaft) beschäftigt. Erarbeitet wurden sechs Tipps zur menschenzentrierten KI-Einführung. Wir finden, dass sie eine gute Richtschnur für Weiterbildungen zur Einführung von KI-Technologien sind.

  1. Aufklären: KI-Vorhaben transparent kommunizieren

Wenn neue Softwarelösungen eingeführt werden, müssen alle Beschäftigten abgeholt werden. Entscheidend sind offene und regelmäßige Gespräche sowie transparentes Handeln.

  • Zuhören: Reaktionen der Belegschaft ernstnehmen

Menschen haben Ängste und Sorgen, eine direkte Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle. Das Stimmungsbild der Beschäftigten muss im Blick behalten werden, etwa durch regelmäßige Stimmungsumfragen durch die mit der KI-Einführung betrauten Personen.

  • Zusammenarbeiten: Die Mitarbeitenden miteinbeziehen

Der Einführungsprozess der KI sollte proaktiv und partizipativ gestaltet sein und Neuerungen nicht „von oben“ durchgesetzt werden. Hierzu gehört beispielsweise, gemeinsam zu schauen, wo und wie KI bisherige Prozesse verbessern kann.

  • Vorbereiten: Schulungen und Workshops anbieten

Rechtzeitig vor der Einführung neuer KI-Lösungen müssen für alle direkt und indirekt betroffenen Mitarbeitenden Schulungen angeboten werden, um sich mit den neuen Anwendungen vertraut zu machen. Es ist wichtig, dass es feste Ansprechpersonen für Rückfragen gibt.

  • Integrieren: KI und Arbeitsabläufe in Einklang bringen

Wer KI einführen möchte, sollte die Arbeitsabläufe verstehen. Gegebenenfalls müssen interne Arbeitsabläufe neugestaltet werden – etwa durch spezifische Zuständigkeiten.

  • Verbinden: Jeweilige Stärken von Mitarbeitenden und KI nutzen

Eine KI-Anwendung kann rund um die Uhr zur Verfügung stehen, schnell und pausenlos Standardanfragen oder -vorgänge abfangen. In Bereichen, in den Empathie, Flexibilität und assoziatives Denken gefragt sind, gerät sie jedoch an ihre Grenzen – Mitarbeitende sind ihr hierin deutlich überlegen. Mensch und KI können gewinnbringend zusammenarbeiten, wenn man schaut, welche Seite was besser oder effizienter kann.

(Quelle: INQA)


Neues Coaching-Angebot: INQA-Coaching

Das neue Coaching-Angebot von INQA unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dabei, passgenaue Lösungen für die personalpolitischen und arbeitsorganisatorischen Veränderungsbedarfe im Zusammenhang mit der digitalen Transformation zu finden. So hilft INQA-Coaching dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen und eigenständig auf Veränderungsprozesse reagieren zu können. Das stärkt die Resilienz Ihres Unternehmens, hält es wettbewerbsfähig und sichert Fachkräfte. INQA-Coaching bedient sich agiler Methoden und befähigt so Ihr Unternehmen zum eigenständigen agilen Arbeiten. Gleichzeitig ist das Programm durchgehend mitarbeiter*innenorientiert, das heißt, die Beschäftigten werden bei allen Schritten konsequent beteiligt. So entstehen passgenaue und nachhaltige Lösungen für Ihr Unternehmen, die von allen getragen werden und auch nach dem Ende des INQA-Coachings Bestand haben. Das besondere: Bis zu 80 Prozent der Beratungskosten können übernommen werden. Hier erhalten Sie alle benötigten Informationen.


Update des Q-Guide

Der Q-Guide des Weiterbildungsverbundes Region Stuttgart erscheint seit kurzem in neuem Gewand und mit neuen Angeboten. Die Plattform bündelt die Angebote der Verbundpartner zu den Themen Orientierung, Sensibilisierung, Information, Vernetzung und vertiefter Begleitung.  Sie bietet Erstinformationen zu Fördermöglichkeiten und Beratungsangeboten, ebenso wie zu konkreten Weiterbildungsangeboten. Auch wenn der Q-Guide die Region Stuttgart in den Blick nimmt, sind die Inhalte sicherlich auch für Weiterbildungsverantwortliche und -interessierte aus anderen Landesteilen von Interesse. Das kurze Video gibt einen Einblick in das Angebot.


Wie ist ein Weiterbildungsbaustein aufgebaut?

Berufe und Tätigkeiten verändern sich im Laufe der Zeit. Einige Jobs wird es irgendwann einmal nicht mehr geben bzw. werden weniger gefragt sein. Andererseits werden neue Berufe hinzukommen, die immer mehr benötigt werden. In Zukunft wird die Nachfrage beispielsweise nach Sachbearbeitenden, Mitarbeitendenmit einem hohem Anteil an Routinetätigkeiten oder Arbeitskräften mit mittlerem Qualifikationsniveau sinken. Der Bedarf an IT- und KI-Spezialist:innen, Datenwissenschaftler:innen und Social-Media-Expert:innen steigt hingegen. Um für zukünftige Veränderungen gewappnet zu sein, ist Weiterbildung daher besonders wichtig. Doch häufig fehlt die Zeit für längere Weiterbildungen. Das Lernen im Arbeitsprozess und nah am Arbeitsplatz mit Hilfe von Weiterbildungsbausteinen kann in diesem Fall eine nützliche und hilfreiche Methode sein. 

In dem Projekt „Innovative Weiterbildungsbausteine für “, welches die AgenturQ in Zusammenarbeit mit dem IAT der Universität Stuttgart in Kooperation mit dem Fraunhofer IAO durchführt, werden aktuell mit zehn Partnerunternehmen solche Weiterbildungsbausteine für den Einsatz in der betrieblichen Praxis entwickelt. Ziel ist es, dass die Weiterbildungsbausteine am Ende auch auf andere Unternehmen übertragen werden können. Das Projekt baut auf der Future Skills Studie auf, in der die Zukunftskompetenzen identifiziert wurden, die heute und vor allem in Zukunft wichtig sind Die Future Skills wurden hierbei in die Kategorien technologische Fähigkeiten, Industriefähigkeiten, digitale Schlüsselqualifikationen und überfachliche Fähigkeiten eingeteilt.

Doch wie könnte der Aufbau eines Weiterbildungsbausteins genau aussehen? Sowohl bei der Entwicklung als auch bei dem Einsatz von Weiterbildungsbausteinen sollten einige Aspekte beachtet werden, damit diese lernförderlich und erfolgreich eingesetzt werden können. Weiterbildungsbausteine sollten sich auf tatsächliche betriebliche Aufgabenstellungen beziehen und im Arbeitsprozess nah am Arbeitsplatz integriert werden. Hierbei ist es wichtig, dass die zu erlernenden Inhalte zwar eine Herausforderung, aber keine Überforderung für die Mitarbeitenden darstellen. Denn bei Überforderung besteht die Gefahr, dass die Motivation zum Lernen abnimmt. Der Nutzen, das Ziel und das gewünschte Ergebnis sollten klar erkennbar sein. Da jeder sein eigenes Lerntempo hat, sollten Weiterbildungsbausteine die Möglichkeit bieten, dass die Mitarbeitenden selbstständig mit ihren individuellen Voraussetzungen lernen können. Das Lernen kann sowohl einzeln als auch in einer Gruppe erfolgen.

Wie wird konkret vorgegangen: Zu Beginn des Prozesses wird erhoben, welche Kompetenzanforderungen es im Unternehmen gibt. Im nächsten Schritt werden diese unterschiedenen Niveaustufen zugeordnet. Diese können beispielsweise in die Kategorien „Anfänger:innen“, „Fortgeschrittene“, „Expert:innen“ und „Spezialist:innen“ eingestuft werden. Es kann natürlich auch mehr oder weniger Abstufungen geben. Am folgenden Beispiel Cybersecurity soll veranschaulicht werden, wie die Anforderungen auf den verschiedenen Niveaus aussehen könnten:

Die einzelnen Kompetenzanforderungen je Niveaustufe lassen sich anschließend in kleine, aufeinander aufbauende Arbeitsschritte einteilen. Am Beispiel der Cybersecurity könnte die Aufgabe „Computersicherheit“ auf dem Anfänger-Niveau beispielsweise in folgende Schritte eingeteilt werden:

Einer der größten Vorteile bei dem Einsatz von Weiterbildungsbausteinen besteht darin, dass man sie in den Arbeitsalltag integrieren kann. So erfolgt das Lernen, ohne dass die Mitarbeitenden fern vom Arbeitsplatz an Schulungen teilnehmen müssen. Daher eignen sich Weiterbildungsbausteine sehr gut für die Aneignung wichtiger Kompetenzen, die in Zukunft dringend gebraucht werden.  

Sie möchten mehr erfahren über den Einsatz von Weiterbildungsbausteinen im Unternehmen erfahren? Frau Vivien Schwarz steht Ihnen bei Fragen sehr gerne zur Verfügung. Weiterführende Informationen finden Sie auch in unserer Broschüre „Das Lernkonzept Arbeits- und Lernprojekte (ALP).


Termine

18. Oktober 2023, 13 – 17 Uhr: TraFoNetzFORUM – Transferqualifizierung in der Transformation. Pforzheim. Eine Veranstaltung des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald.

Lernen Sie die Ergebnisse der Studie „Übergangspfade in der Automobil- und Elektroindustrie Baden-Württemberg“ kennen und erfahren Sie mehr über konkreten Ideen und Praxisbeispiele für die Umsetzung in der betrieblichen Weiterbildungspraxis

Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

25. Oktober 2023, 18 – 22 Uhr: TraFoNetzFORUMMobilität der Zukunft – Nordschwarzwald im Wandel. Nagold. Eine Veranstaltung des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald.

„Der Wettbewerb rund um Elektromobilität wird härter“, sagt Professor Dr. Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in
Bergisch Gladbach, angesichts der Transformation weg vom fossilen Verbrenner, hin zu alternativen Antriebstechnologiegen. Wo führt der
Weg des automobilen Wandel hin? Das werden Professor Bratzel als Keynote-Speaker sowie weitere Branchen-Insider beim TraFoNetzForum unseres Netzwerkpartners Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald in Nagold aufzeigen.

Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

7. November 2023, 9 – 13 Uhr: Q-Guide live-Veranstaltung „Was die Zukunft schon heute fordert: Kompetenzen für ein erfolgreiches Morgen“. Eislingen/Fils. Eine Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart.

Erfahren Sie mehr darüber, welche Kompetenzen Unternehmen benötigen, um erfolgreich und zukunftssicher zu bleiben? Wie kann es gelingen, den Kompetenzbedarf Unternehmen zu ermitteln und die bereits im Betrieb vorhandenen Kompetenzen sichtbar zu machen?

Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

8. November 2023, 10 – 17:30 Uhr: Global Upskill Summit 2023​. Aufbruch in die Zukunft der beruflichen Weiterbildung​​. Heilbronn. Eine Veranstaltung des Fraunhofer IAO in Kooperation mit dem Leartech Hub Heilbronn.

Mit dem Global Upskill Summit ruft das Fraunhofer IAO ein jährlich stattfindendes Gipfeltreffen rund um den Themenbereich der beruflichen Weiterbildung ins Leben. Auf der Konferenzbühne geben Speakerinnen und Speaker aus etablierten Organisationen, aufstrebenden Start-ups aus dem LearnTech Hub-Netzwerk und innovativen Forschungseinrichtungen Einblicke in aktuelle Handlungsfelder zur Gestaltung der beruflichen Weiterbildung. Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

14./15. November 2023: Erste Nationale Weiterbildungskonferenz. Berlin. Eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Die Nationale Weiterbildungskonferenz ist eine zentrale Veranstaltung für die Weiterbildungspolitik in Deutschland. Sie gibt einem breiten Kreis an Akteuren Raum, den fachlichen Diskurs der Nationalen Weiterbildungsstrategie mit weiterer Expertise zu bereichern.

Alle Informationen und die Möglichkeiten zur Anmeldung finden Sie hier.

12. Dezember 2023, 9 – 13 Uhr: Q-Guide live-Veranstaltung „Ausgelernt war gestern – Wie heute ein neues Verständnis von Lernen notwendig ist“. Rudersberg. Eine Veranstaltung der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart.

Diskutieren Sie mit uns darüber, wie ein neues Verständnis von Lernen in den Köpfen der Unternehmensverantwortlichen und Mitarbeitenden verankert werden kann. Welche selbstbestimmten, kollaborativen Lernkonzepte eignen sich hierfür? Welche Lernformate werden dem „New Learning“-Gedanken gerecht?

Alle Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.