In der vorletzten Woche hat unser fünfter Expertenworkshop im Rahmen des Projekts „Prospektive Weiterbildung für Industrie 4.0“ stattgefunden. Ein Programmpunkt war hierbei unter anderem ein Gastvortrag mit dem Titel „Future Work 4.0 – Zukunft der flexiblen Produktionsarbeit“. Spannenderweise hat mein Kollege die Thematik Zukunft bereits in unserem letzten Blogbeitrag im Kontext von betrieblicher Weiterbildung diskutiert. Hierbei ging es unter anderem um flexibles Arbeiten und damit flexibles und vor allem selbst gesteuertes Lernen.
„Future Work“ also und „Neue Formen des Lernens in der Arbeitswelt von morgen“.
Wie aber kommen wir von dem einen zum anderen? Damit aus „Future Work“ auch wirklich „Future Training“ wird?
Meiner Meinung nach bedürfen „Future Work“ und „Future Training“ nicht nur neue Arbeit (das Umfeld) und entsprechende Weiterbildungsangebote (die Tools), sondern auch ein dem Ganzen gegenüber offenes Mindset.
Da dieses in der Regel nicht einfach von alleine wächst (zumindest im beruflichen Kontext), muss betrieblich nachgeholfen werden – was wiederum vor allem über die Führungskräfte gestaltbar ist. Da jedoch auch in der Führungsmannschaft vermutlich nicht alle gleichermaßen begeistert sind vom digitalen Wandel und dementsprechend darauf eingestellt und vorbereitet, muss zunächst
eine Art digitales Mindset geschaffen werden, bevor die Belegschaft mit digitalen Kompetenzen ausgestattet werden kann (wobei der erste Schritt hier im Grunde einen Teil des zweitgenannten darstellt). Denn überzeugte Vorgesetzte nehmen ihre eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leichter auf unbekannte Wege mit als solche, die von einer Sache an sich selbst eher weniger halten.
Es gilt letztendlich, die komplette Belegschaft mitzunehmen – von der Führungskraft bis zum angelernten Helfer. Denn auch wenn der Einsatz neuer Technologie zunächst zahlreiche unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten bietet, früher oder später erreicht sie alle Mitarbeiterebenen.
Nun gut, zurück zum „Future Training“. Was können wir uns darunter denn nun eigentlich vorstellen? Gekoppelt mit „Future Work“ ist klar, es geht um die Zukunft der Arbeit und um die Belegschaft, die das Ganze irgendwie wuppen muss. Und das geht einerseits nicht von heute auf morgen und bedarf andererseits eben gegebenenfalls einer Anpassung der bestehenden Kompetenzen. Dies kann mit „futuristischen Methoden“ geschehen oder auch mit eher klassischen, manch einer möge vielleicht sogar schimpfen veralteten Methoden.
Die Hauptsache ist jedoch, dass überhaupt eine Art der Weiterbildung stattfindet.
In den Blogbeiträgen in diesem Jahr haben meine Kollegen bereits darüber gesprochen (hier und hier), dass eine Möglichkeit des Trainings und der beruflichen Weiterbildung der Zukunft darin liegen könnte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mobiler Lernen (und nicht nur mobiler arbeiten). Hierbei liegt natürlich die Gefahr, dass direkte Mitarbeiter häufig gar keine entsprechende Ausstattung dazu haben (weil sie beispielsweise im täglichen Arbeitsablauf keine eigenen Rechner benötigen oder nur Gruppen-PCs oder fest installierte Rechner für eine oder mehrere Linien o.ä. zur Verfügung stehen). Das heißt hier gibt es einen ganz klaren Handlungsbedarf, nämlich das Lernen überhaupt erst zu ermöglichen.
Das „Future“ bedeutet aber vielleicht auch, sich einmal Gedanken darüber zu machen was betrieblich gesehen auf einen zukommt. Sich beispielsweise auszutauschen mit den Planern, den Einkäufern und auch den Meistern vor Ort. Es kann bedeuten, sich mit den verschiedenen Fachabteilungen in einen Austausch zu begeben und darzulegen (und darlegen zu lassen) was aktuell läuft und was für die nächsten Jahre geplant ist. Future Work kann also auch erst einmal bedeuten, die Kommunikation in einem Betrieb generell zu fördern oder auch zu intensivieren.
So, dass ein Austausch zwischen Abteilungen überhaupt, oder viel enger stattfindet als vielleicht bisher. Future Training kann sich daher auch in einem Kommunikationstraining widerspiegeln sowie eine Änderung des bisherigen Blickwinkels bedeuten. Eben nicht immer nur stur gerade aus zu schauen, sondern auch einmal rechts und auch einmal links.
Und natürlich will auch das zunächst gelernt sein.
Erste Hinweise auf ein „anderes“ Verständnis von Weiterbildung für die Zukunft haben wir auch in unserem aktuellen Projekt zur prospektiven Weiterbildung für Industrie 4.0 gefunden.
Am stärksten nachgefragt wurden dort bisher nicht die Module zu einzelnen technischen Themen wie zum Beispiel der Fernwartung oder Fernsteuerung, sondern die überfachlichen Weiterbildungsmodule zum Arbeitsprozesswissen und der Lernprozessbegleitung. Zu schwer sei es genau einzuschätzen, welche Techniken gebraucht werden, weswegen man sich auf einen Ausbau der Soft Skills der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fixiert habe. So könne mehr oder weniger unabhängig vom Inhalt und Thema eine Möglichkeit geschaffen werden, die Belegschaft auf Veränderungen vorzubereiten.
Vermutlich gibt es also gar keinen eindeutigen Begriff, der die Inhalte von „Future Work“ und „Future Training“ so richtig beschreibt, sondern es kommt hierbei – wie auch bei dem Begriff Industrie 4.0 selbst – immer auch ein Stück weit auf die Betrachtung im jeweiligen Kontext, beispielsweise des eigenen Betriebes an.
Wir möchten Sie also ermutigen, sich Gedanken zu machen und (pro)aktiv zu werden. Denn Ihre (Arbeits-)Umgebung wird sich von alleine schnell genug verändern.
Wenn das Thema digitale Kompetenzen komplett neu für Sie ist, dann empfehle ich Ihnen zum Einstieg einen Artikel des KOFA (Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung): „Digitalkompetenzen im Team stärken: In sechs Schritten zum Erfolg“.
Wenn Sie sich mit dem Thema Digitalisierung schon (ein wenig) auseinandergesetzt haben, aber noch nicht richtig wissen, wo Sie mit ihrem Betrieb stehen, kann ich Ihnen die sogenannte „Potenzialanalyse Arbeit 4.0“ der INQA (Initiative Neue Qualität der Arbeit) empfehlen. Sie können hier online (oder in der Printversion) einen Selbstbewertungscheck durchführen, der Ihnen dabei helfen kann aufzudecken, welche Potenziale Industrie 4.0-Technologien Ihrem Betrieb bieten.
Darüber hinaus gelten natürlich weiterhin die Angebote der AgenturQ rund um die betriebliche Weiterbildung.